Arbeitswelt im Wandel

In der Sendung der Reihe „Anne Will“ vom 25.11. diskutierte die Moderatorin über die Zukunft des Sozialstaats mit Jens Spahn (CDU), Sahra Wagenknecht (Die Linke), Lars Klingbeil (SPD), Michael Bohmeyer (Mein Grundeinkommen) und Simone Menne (Unternehmensberaterin). Dabei sind die Ausführungen gleich zu Beginn der Sendung von Lars Klingbeil über die sich verändernde Arbeitswelt (!) und die diesbezügliche Aufgabe des Staates (!) sehr bemerkenswert, vor allem, wenn er als Beispiel über Übersetzer (und Dolmetscher) fabuliert. Hier ein Transkript der ersten Minuten in dem Gespräch:

Anne Will: „Herr Klingbeil, wollen Sie das Prinzip Hartz IV hinter sich lassen, oder nur den Namen?“
Jens Klingbeil: „Also, das was wir beibehalten wollen, ist das Fordern und Fördern. Wir verlangen den Menschen was ab, die staatliche Leistungen bekommen, aber gleichzeitig müssen sie sich eben darauf verlassen können, dass der Staat sie stärker fördert, und das ist etwas, was in Zeiten der Digitalisierung, und wir werden enorme Umbrüche erleben in den nächsten Jahren, was immer wichtiger wird. Also, das ist ein Prinzip, das wir beibehalten wollen, und trotzdem gibt es vieles im System Hartz IV, was wir ändern werden, und wo Andrea Nahles auch völlig recht hat, dass das System danach wahrscheinlich sehr anders aussehen wird und dann auch einen anderen Namen und eine andere Intention.“

Anne Will: „Aber sie hat gesagt, das soll eine große Sozialstaatsreform werden. Das klingt ja dann jetzt nicht danach.“
Jens Klingbeil: „Doch, in der Tat. Wenn ich mir 15 Jahre nach der Einführung von Hartz IV angucke, was sich verändert hat, was auch die Bedürfnisse sind. Wir haben das gerade in dem Beitrag gesehen, die Zahl der Arbeitslosigkeit ist zurückgegangen. Wir haben jetzt eine dramatisch andere Situation auf dem Arbeitsmarkt durch Digitalisierung…“
Anne Will: „Aber ich habe jetzt bei Ihnen noch nicht so viel gehört, was jetzt da neu ist…“
Jens Klingbeil: „…dann müssten wir jetzt durch einzelne Bereich durchgehen, dann müssten wir einzelne Bereich durchgehen wie zum Beispiel die Frage der Sanktionen, auch die Frage, wann fällt man eigentlich ins Arbeitslosengeld II rein, aus dem Arbeitslosengeld I. Da gibt es Reformen, die ich für richtig halte und die wir auch brauchen in Deutschland, aber es gibt etwas darüber hinaus, und das ist, was mich umtreibt als jemand, der sehr lange Digitalpolitik macht: Es werden bald ganze Branchen verschwinden. Wir haben heute Arbeitsbereiche, die noch da sind, die gebraucht werden, aber die in den nächsten Jahren verschwinden werden durch künstliche Intelligenz, durch technologische Entwicklungen. Und da ist die Frage, wie stellt der Staat sich eigentlich gegenüber den Menschen auf, die da arbeiten? Ich nehme mal nur das Beispiel der Übersetzer, der Dolmetscher, kann ich gerne länger ausführen, aber die wird es in ein paar Jahren als Dienstleister nicht mehr geben, weil technologische Entwicklung das überflüssig macht. Und diesen Menschen muss der Staat eine Garantie geben, dass wir uns um sie kümmern, dass sie nicht innerhalb von kürzester Zeit ins Arbeitslosengeld II abrutschen, dass sie nicht Hartz IV beziehen, und da brauchen wir eine große Reform.“

Quelle: Anne Will