Zusammen haben wir Geschichte geschrieben

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Tatiana Clouthier hält in ihrem Buch Juntos hicimos historia (Grijalbo 2019) in der ersten Person fest, was sie im Jahr 2018 im Präsidentschaftswahlkampf von Andrés Manuel López Obrador (AMLO) gesehen, erlebt und geschaffen hat.

Dabei wird sie nach eigenen Aussagen nicht müde, dem Leben zu danken, dass es sie vor diese historische Herausforderung gestellt hat: eine mehr von denjenigen zu sein, die Mexiko friedlich und demokratisch verändert hat.

In dem Text erzählt sie, wie sie diese fast 150 Tage zwischen Müdigkeit, Freude, Spannungen und Ängsten erlebt hat. Außerdem zeigt sie den Prozess, dem sie gefolgt ist, indem sie ausdrückt, wie sie sich all dem gestellt hat. Und weil es eine persönliche Erfahrung war, konnte sie vielleicht auch andere dazu bewegen, das Gleiche zu tun.

Das Buch von Tatiana Clouthier ist etwas ganz Neues, denn das erste, was einem auffällt, ist eine vollkommene, vielleicht etwas krasse Aufrichtigkeit. Und das stellt sie als Augenzeugin vor die prüfenden Blicke, so wie sie ist, mit ihren Erfolgen und ihren Stolpersteinen. Zumindest gibt sie der Politik den alten Zustand des öffentlichen Handelns zurück: Das transparent zu machen, was man denkt und kongruent zu sein zwischen dem, was man sagt und dem, was man tut. Daher wird man weder zwischen den Zeilen lesen müssen, was gemeint ist, noch wird eine Eingebung oder der Argwohn benötigt, um zu erkennen, welche Ideen oder Absichten jenseits der Worte stecken. Das, was gesagt wird, kann also als direkter Ausdruck genommen werden, auch wenn manches sehr deutlich angesprochen wird.

Zensur an Hochschulen

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) hat in einem Artikel vom 27.02.2021 auf die auch an Hochschulen immer weiter um sich greifende „Cancel Culture“ hingewiesen. Dort geht es um eine Vorlesung des Wirtschaftshistorikers Gregory Clark mit dem Titel For Whom the Bell Curve Tolls: A Lineage of 400.000 Individuals 1750–2020 Shows Genetics Determines Most Social Outcomes. Laut FAZ soll „[a]us Sicht des Dekans der Glasgower Business School […] der Titel eine Anspielung auf das Buch „The Bell Curve“ des amerikanischen Sozialwissenschaftlers Charles Murray und des Harvard-Psychologen Richard Herrnstein [sein], das Mitte der neunziger Jahre eine scharfe Kontroverse auslöste, weil Murray und Herrnstein darin über die Verteilung und Vererbbarkeit von Intelligenz sowie IQ-Unterschiede zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen schrieben. Dies wurde als rassistisch skandalisiert“. Da das umstrittene Buch an der Hochschule nicht erwähnt werden solle, wurde Clark vom Dekan gedrängt, die Worte „Bell Curve“ aus dem Titel seiner Vorlesung zu streichen, weigerte sich aber, weshalb die Vorlesung kurzerhand ganz abgesagt wurde.

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Kindgerechtes Buch zum Thema Corona zensiert

Mit LESEMAUS veröffentlich der Carlsen-Verlag Geschichten, die die Welt erklären. Die Bilderbücher für Kinder ab 3 Jahren sind ideal zum gemeinsamen Anschauen und Vorlesen. Verständliche Texte und hochwertige Illustrationen vermitteln erstes Sachwissen zu wichtigen Themen aus dem Kinderalltag. Mit LESEMAUS 185: Ein Corona Regenbogen für Anna und Moritz werden Tipps für Kinder rund um Covid-19 in der Corona-Zeit gegeben. Der Verlag schreibt dazu:

Die Krankheit Covid-19 und das Corona-Virus werden uns noch lange Zeit begleiten. Gerade für Kinder ist es wichtig zu wissen, wie diese winzigen Lebewesen ihr Leben beeinflussen und warum sie bestimmte Dinge nicht mehr tun sollen: Weder Oma und Opa noch Freunde treffen, nicht mehr zum Sport gehen, keine Musikschule mehr … Stattdessen ist es nun noch wichtiger, auf ausführliches Händewaschen zu achten und Abstand zu halten.

Die wichtigsten Tipps für Kita und Grundschule zum richtigen Verhalten in der Corona-Zeit werden hier leicht verständlich in einer liebevollen Sachgeschichte erzählt.

Entstanden mit fachlicher Beratung des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin.

Jetzt wird die Auslieferung des Buches allerdings gestoppt, auch wenn bereits eine Nachauflage veranlasst ist. Dabei geht es um eine Formulierung zur Herkunft des Virus: das „Virus komme aus China und habe sich von dort verbreitet“. Der Verlag hält nach eigenen Angaben mit Blick auf die Zielsetzung des Buches (bewusstes Verhalten im Alltag angesichts des Infektionsrisikos) eine Auseinandersetzung um Indizien in diesem Zusammenhang als nicht angemessen, weshalb man sich entschieden habe, den Satz aus dem Buch zu streichen. Damit lässt sich der Verlag selber nicht nur zensieren, sondern – was von viel größerer Bedeutung ist – beugt sich einem außereuropäischen Staat, der ihm vorschreibt, was in Deutschland gedruckt werden darf und was nicht.

Kurzerzählungen VI: Tajimara – Familientreffen – Ein Tag im Leben von Julia

In dem sechsten Buch aus der Reihe Kurzerzählungen werden drei der cuentos von García Ponce vorgestellt, die wieder das von ihm bevorzugte und experimentelle Thema der Erotik als Auflehnung gegen das Normale beinhalten. Dabei geht es diesmal um verschmähte Liebe, viel Ironie sowie die Lust ohne schlechtem Gewissen. García Ponce schreibt seine Kurzerzählungen in der Regel volkstümlich, ohne dabei zu sehr in die Folklore abzugleiten. Obwohl in der spanischen Rezeption vielfach die Erotik als das herausragende Merkmal seiner Kurzerzählungen gilt, lenkt diese Sichtweise sehr von dem eigentlichen historischen Wert dieses Autors für die mexikanische Literatur ab, der folgende Generationen auf unterschiedliche Weise nachhaltig geprägt hat.

Buch bei Amazon.

Neue Stadt Starbase

Elon Musk, der Gründer von Tesla, versucht, eine neue Stadt namens Starbase in der Nähe der Startanlagen von SpaceX in Texas zu gründen. Dazu schrieb Musk auf Twitter: „Creating the city of Starbase, Texas“. Die texanischen Einrichtungen von SpaceX befinden sich in Boca Chica Village, in der Nähe von Brownsville. Das Unternehmen entwickelt dort seit 2014 seine Starship-Rakete und testet dort ebenfalls seine Prototypen. Dabei soll die neue Stadt nach Angaben von Musk viel größer als das heutige Dorf werden. Offizielle Stellen in Cameron County, in dem Boca Chica Village liegt, bestätigten in einer Stellungnahme gegenüber Business Insider die Pläne von Musk, die dieser bereits seit einigen Jahren verfolgt, indem er z. B. Grundstücke versucht aufzukaufen.

Quelle: Google maps

Damit ist Musk nicht der erste Unternehmer, der eine eigene Stadt bauen will. Allerdings ist dies auch kein Garant für den Erfolg eines solchen Vorhabens, wie man beispielsweise an Kitsault, dem verlassensten Ort in Kanada sehen kann. Im Falle von Kitsault brachen die Preise des Rohstoffs, der direkt neben der Stadt abgebaut wurde, dramatisch ein, so dass das Unternehmen, welches die Stadt errichtet hatte, geschlossen wurde und die Einwohner die Stadt wieder verlassen mussten, da sie dort keine anderweitige Arbeit finden konnten. Und auch wenn die Mission von SpaceX, Technologien zu entwickeln, die es der Menschheit ermöglichen sollen, den Mars zu kolonisieren und das Leben auf anderen Planeten zu verbreiten, sicher Zukunft haben wird, ist dennoch nicht ausgeschlossen, dass Starbase nicht ein ähnliches Schicksal wie Kitsault ereilen könnte. Vielleicht sollte Musk auf die südliche Halbkugel wechseln, um Fehler, die auf der nördlichen Halbkugel gemacht wurden, nicht nochmals zu begehen.

Kants Theorie der Selbstsetzung

Bild: Königshausen & Neumann

Kants Opus postumum systematisiert deduktiv die Gesamtheit der intentionalen Projektionen des Subjekts sowohl in der Form als auch in der Materie. In dem vorliegenden Buch wird diese Systematisierung Theorie der Selbstsetzung genannt. In ihr beginnt Kant, die Intentionalität des logisch-transzendentalen Bewusstseins (apprehensio simplex) aufzuzeigen. Von hier aus geht Kant in Richtung einer metaphysischen Selbstsetzung, die sowohl das Ideal des Äthers als auch die Vorstellung des Subjekts als Leib-in-der-Welt einschließt. Diese Phase stellt den Versuch dar, zu zeigen, dass die synthetische Einheit der Kritik der reinen Vernunft (KrV) als Grund der Erfahrung unzureichend ist, und dass sie in eine metaphysische Einheit verwandelt werden muss, die ideale Formen der Selbstsetzung unserer Subjektivität einschließt. In diesem Zusammenhang ermöglicht es die Idee der Welt, ein Bild der organischen Interaktion des leiblichen Subjekts mit der äußeren Welt zu erhalten und daraus den richtigen Perspektivismus für eine Immanente Physiologie abzuleiten.

Diese neue physiologische Konzeption der Transzendentalphilosophie, in der sowohl das Subjekt als auch die Wirklichkeit eine neue, genuin immanente Beschaffenheit erhalten, ist genau diejenige, die in den formal-transzendentalen Interpretationsmodellen, die bis heute aufeinander gefolgt sind, keinen Platz findet. Vielleicht kann nur eine schrittweise Abkehr vom formal-transzendentalen epistémè der KrV den Blick auf die Alternative freigeben, die uns Kant in seinem Opus postumum hinterlassen hat. Der hier vorgelegte Vorschlag versucht, zum ersten Mal einen neuen Weg des Verständnisses der Transzendentalphilosophie als Immanente Physiologie zu eröffnen.

Das Buch kann entweder direkt bei Königshausen & Neumann oder über andere Online-shops wie Amazon, Thalia etc. bestellt werden.

Good bye, Duden!

Für die geschlechtergerechte Sprache (‘lenguaje inclusivo’) in Argentinien hatte ich bereits ausgeführt, dass nach Anischt der Argentinischen Sprachakademie zwangsläufig zwei Wege beschritten werden müssten: der sprachliche und der gesellschaftspolitische Weg. Auch bei uns war über die Jahrhunderte klar: Ein Mieter ist ein Mensch, der etwas gemietet hat. Ob dieser Mensch männlich, weiblich oder divers ist, spielt dabei sprachlich keine Rolle. Schon 2018 warnte Gisela Zifonun vor einer Abschaffung des sogenannten generischen Maskulinums. Dabei bedeutet „generisch“, dass Personenbezeichnungen mit grammatisch männlichem Geschlecht wie „der Mieter“ nichts über das biologische Geschlecht aussagen.

In dem „IDS Sprachreport“ von 2018 (Jg. 34, Nr. 34, S. 44-56) gab sie ein anschauliches Beispiel:

Die Schriftstellerin Thea Dorn sagte in der ZDF-Sendung „Das literarische Quartett“ vom 2. März 2018: „Ich halte sie [Felicitas Hoppe, G.Z.] nicht nur für eine der wichtigsten Schriftstellerinnen, sondern für einen der wichtigsten Schriftsteller Deutschlands.“ Hier wird deutlich, dass die markierte feminine Form Schriftstellerinnen nicht leisten kann, was geleistet werden soll: Einordnung in den Top-Bereich der Gesamtklasse der schriftstellernden Personen Deutschlands. Die maskuline Form Schriftsteller muss hier generisch verstanden werden, aufgrund der vom Subjekt bezeichneten weiblichen Person.

Jetzt reiht sich der Duden ebenfalls in die Reihe derjenigen ein, die mit dem generischen Maskulinum abschließen wollen. Und auch wenn die Geschäftsführerin des Rates für deutsche Rechtschreibung, Sabine Krome, bezweifelt, dass „abenteuerliche Kreationen“ wie Gästin oder Neubildungen wie Bösewichtin, die jetzt im Online-Duden zu finden sind, eine relevante Rolle spielen, sollte vielleicht ein Blick auf den historischen Kontext des generischen Maskulinums geworfen werden.

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„Der Kampf liebt den Sieg“

So schrieb die Aktivistin Verónica Gago in ihren sozialen Medien, Lucha ama a victoria. In der neuen Ausgabe der Lateinamerika Nachrichten (Nr. 560 – Februar 2021) widmet sich die Redaktion in ihrem Editorial der kurz vor Jahresende 2020 zugestimmten Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen in Argentinien. „Die Zustimmung des argentinischen Parlaments vom 30. Dezember wird zurecht als historisch bezeichnet, denn sie ist der Erfolg und vorläufige Höhepunkt einer immer stärker werdenden feministischen Bewegung. Sie ist das Ergebnis eines unermüdlichen kollektiven Kampfes, der nach Jahrzehnten einen Meilenstein errungen hat. Einen Meilenstein, der in die Welt hinausstrahlt und vor allem beispielhafte Bedeutung für Zukunftsprojektionen der Kämpfe in der Region hat.“ Allerdings ist die legale Abtreibung zweifellos nur ein vorläufiger Höhepunkt, denn die legale Abtreibung ist nur ein kleiner Teil einer feministischen Agenda. „Die gesellschaftlichen Debatten im Vorfeld haben glasklar gemacht, dass hinter dem Recht auf Abtreibung der Wunsch nach einer anderen sozialen Ordnung ohne Patriarchat steht. Und das bedeutet mehr als nur Parität oder Repräsentation. […] Legal abtreiben zu können, betrifft nicht nur die Entscheidung, wer gebären will, sondern hinterfragt genau den „Kern dessen, was eine Frau als Bürgerin für den Staat bedeutet“, wie die Aktivistin Marta Dillón sagt. Es hinterfragt die Familie als Institution und die für jede*n klar definierten Geschlechterrollen, die unbezahlte Haus- und Sorgearbeit – die Grundlagen des Systems.“

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Selfpublishing und Algorithmus

Im Jahr 2020 war das Buch Geliebter Knabe bei epubli die ganzen zwölf Monate verfügbar. Gemäß Jugendmedienschutzgesetz (JMStV) sind die Betreiber allerdings dazu verpflichtet, jugendgefährdende Inhalte in dem Shop auszublenden, was jetzt genau mit dem Buch passiert ist. Buchcover, Vorschau und Beschreibung wurden aus Jugendschutzgründen deaktiviert. Auf diese Weise soll vermieden werden, dass Kinder und Jugendliche in Büchern schmökern, die für sie inhaltlich unangemessen sein könnten. Anhand von bestimmten Schlagwörtern werden alle Bücher automatisch auf potenziell jugendgefährende Inhalte überprüft. Da es sich hierbei um einen vollautomatisierten Prozess handelt, kann allerdings leider nicht ausgeschlossen werden, dass es auch mal zu einer fehlerhaften Einstufung kommt. Gleichzeitig kann diese Einstufung jederzeit manuell geändert werden, was im Fall dieses Buches auch nach einer Rückfrage per E-Mail umgehend getan wurde. Die Publikation wird nun wieder uneingeschränkt im Shop bei epubli dargestellt.

Die Welt zu einem besseren Ort machen

Am heutigen 76. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee geht die Landing Page der gemeinnützigen BUXUS STIFTUNG für das Fritz Bauer Forum in Bochum online. Fritz Bauers Leben und Werk bekommt jetzt mit dem Fritz Bauer Forum einen Ort in Bochum, digital gibt es ihn ja schon. Jetzt hat die Stadt Bochum der BUXUS STIFTUNG hierfür ein faszinierendes Gebäude angeboten.

Bild: Fritz Bauer Forum

Im Zentrum steht die ehemalige Trauerhalle Havkenscheid, mit der Fritz Bauer Bibliothek als interaktiver Lernort. Selbstbewusst und auf den ersten Blick fast abweisend steht sie auf einem filigranen, teilweise transparenten Glassockel. Ein architektonisches Gegenmodell zur düsteren NS-Architektur auf dem Bochumer Hauptfriedhof?

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