Die Welt zu einem besseren Ort machen

Am heutigen 76. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee geht die Landing Page der gemeinnützigen BUXUS STIFTUNG für das Fritz Bauer Forum in Bochum online. Fritz Bauers Leben und Werk bekommt jetzt mit dem Fritz Bauer Forum einen Ort in Bochum, digital gibt es ihn ja schon. Jetzt hat die Stadt Bochum der BUXUS STIFTUNG hierfür ein faszinierendes Gebäude angeboten.

Bild: Fritz Bauer Forum

Im Zentrum steht die ehemalige Trauerhalle Havkenscheid, mit der Fritz Bauer Bibliothek als interaktiver Lernort. Selbstbewusst und auf den ersten Blick fast abweisend steht sie auf einem filigranen, teilweise transparenten Glassockel. Ein architektonisches Gegenmodell zur düsteren NS-Architektur auf dem Bochumer Hauptfriedhof?

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I Modi – Stellungen

Im Frankreich des 17. und 18. Jahrhunderts wird der Name Aretino zum Synonym für Pornografie. Pietro Aretinos Werk Stellungen aber schien für immer verschollen zu sein.
Die Geschichte der erregenden Literatur ist eine der Verbote und der verschlossenen Bibliotheken, zugleich aber auch die Geschichte legendärer Bücher und schillernder Autorengestalten. Eine der berühmtesten ist die eines schmalen Buches, das 1525 in Rom gedruckt, verboten und verbrannt wurde, und doch den Ruhm seines Verfassers über Jahrhunderte hinweg begründete. Pietro Aretinos „I Modi – Stellungen, sechzehn Sonette“: der Urtext aller modernen Pornografie.

Dass die „Stellungen“ erst vor wenigen Jahren in dieser Nachdichtung von Thomas Hettche, die 2003 neu aufgelegt wird, auf Deutsch erschienen, zeigt, wie lange Verbote eine literarische Gattung im Zaum hielten. Doch nun droht der Pornografie, die einst den Siegeszug des Romans erst ermöglichte, unter der Last der Bilder ein endgültiger Verlust ihrer Macht.

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Die mutigste Bibliothek der Welt

Anlässlich des Welttages des Buches im Jahr 2018 hat The Guardian in einem Artikel einen Blick auf fünf Bibliotheken geworfen, die trotz verschiedenster Widrigkeiten weiterhin bestehen und damit großen Mut beweisen. Darin werden Bibliotheken in Kairo (The Vanished Library, Ägypten), Kabul (Kabul public library, Afghanistan), Mogadishu (Unnamed library in Mogadishu, Somalia), Roseau (Roseau public library, Dominica) und Bagdad (Iraq National Library and Archive, Irak) näher beschrieben.

Nun bekommt Bochum ebenfalls eine Bibliothek, die sich zu Recht „Die mutigste Bibliothek der Welt“ nennen darf. Die interaktive Fritz-Bauer-Bibliothek sammelt und erzählt die Geschichten von Personen, die sich für die Menschenrechte einsetzen. Es ist die erste Bibliothek, die den Widerstand der Überlebenden und ihrer Angehörigen weltweit und zu allen Zeiten erforscht und weitererzählt. 2019 ging die Bibliothek in Kooperation mit der vhs Bochum, der Stadtbibliothek und dem Zentrum für Stadtgeschichte in Bochum online und wächst seitdem stetig weiter. In der ehemaligen Trauerhalle Havkenscheid am Bochumer Zentralfriedhof wird diese interaktive Fritz-Bauer-Bibliothek an einem Ort der Ruhe und der Hoffnung auf gegenseitige Verständigung errichtet. An diesem Ort lädt die Bibliothek alle Menschen ein, den Widerstand gegen Menschenrechtsverletzungen in unserer Geschichte und Gegenwart näher kennenzulernen und auch weiter zu erforschen.

Wer Menschenrechtsbildung durch digitale Kompetenz stärken will, kann für den Ausbau der Bibliothek mit den mutigsten Geschichten in der Welt spenden. Nähere Informationen dazu finden sich bei der gemeinnützigen BUXUS Stiftung.

Kurzerzählungen V: Jahrmarkt bei Dämmerung – Antizipation – Beschreibungen

In dem fünften Buch aus der Reihe Kurzerzählungen werden drei der cuentos von García Ponce vorgestellt, die wieder das von ihm bevorzugte und experimentelle Thema der Erotik als Auflehnung gegen das Normale beinhalten. Dabei geht es diesmal um Betrachtungen, eine lange Reise sowie die Sehnsucht nach Verlorenem. García Ponce schreibt seine Kurzerzählungen in der Regel volkstümlich, ohne dabei zu sehr in die Folklore abzugleiten. Obwohl in der spanischen Rezeption vielfach die Erotik als das herausragende Merkmal seiner Kurzerzählungen gilt, lenkt diese Sichtweise sehr von dem eigentlichen historischen Wert dieses Autors für die mexikanische Literatur ab, der folgende Generationen auf unterschiedliche Weise nachhaltig geprägt hat.

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Offener Brief an Louise Glück

Vierzehn Jahre lang veröffentlichte der Verlag Pre-Textos die amerikanische Dichterin Louise Glück – genau sieben Bücher, die von Dichtern und Übersetzern aus verschiedenen Provinzen der spanischen Sprache übersetzt wurden – und setzte sich entschieden für sie ein, als sie außerhalb der englischsprachigen Welt praktisch niemand kannte. Es sind Bücher, die trotz der wirtschaftlichen Verluste, die sie darstellten, aufeinander folgten und ein weites Feld bekannt machten, in dem die Leser, die vor der Existenz dieser Übersetzungen nichts über Glück wussten, dank der Bemühungen von Manuel Borrás, Manolo Ramírez und Silvia Pratdesaba allmählich von der Autorin „kolonisiert“ wurden.

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Veraltete Übersetzungen

In ihrer Kolumne Verbotene Tiere bei Tralalit, dem Magazin für übersetzte Literatur, geht Christiane Quandt in einem Beitrag unter dem Titel Zwischenspiel: alternde Übersetzungen versus ewig junge „Originale“ auf angeblich alternde Übersetzungen ein. Sie bezieht sich dabei zunächst auf ein Zitat von Michi Strausfeld im Deutschlandfunk, bei dem Strausfeld auf die Frage, wie sie die Übersetzungen von Curt Meyer-Clason aus heutiger Sicht beurteil, folgendes anführt:

Strausfeld: Das Problem von vielen Übersetzungen ist, dass sie altern. Während die Originale nicht altern, altern viele Übersetzungen. Das gilt sicherlich für einige der Übersetzungen von Curt Meyer-Clason.

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»El lado sucio de la energía limpia«

Bild: [transcript]
Erneuerbare Energien werden weltweit ausgebaut. Dies betrifft vermehrt auch indigene Gruppen, deren Lebensweisen und Weltanschauungen dadurch herausgefordert werden. So betrachten die in Mexiko lebenden Ikojts Windenergie als kontaminierend und deshalb als Bedrohung für die Ökologie ihrer Lagune. Oliver D. Liebig untersucht ihre Sichtweise und denkt das Verhältnis von Natur, erneuerbarer Energie und sozialem Leben neu – nicht zuletzt aus Sicht des Windes. Auf diese Weise entsteht ein Entwurf von erneuerbarer Energie, der diese – jenseits von einer Fixierung als Ressource – mit den lokalen Gegebenheiten in Zusammenhang stehend betrachtet.

Um die indigenen Perspektiven auf den geplanten Windpark zu verstehen, verbrachte Liebig zwischen 2013 und 2017 ein Jahr bei den Ikojts in San Dionisio und führte eine stationäre teilnehmende Beobachtung durch. Dazu führte er Interviews und offene Gespräche mit den Menschen vor Ort, aber er nahm auch ganz praktisch am Fischfang teil, bei der Feldarbeit, bei Festen und Ritualen. Sein Ziel war es, die sozialen und ökologischen Verflechtungen zu verstehen, die durch den Windpark in Bewegung geraten waren, und vor allem, wie sich die Ikojts in ihrer Umwelt wahrnehmen.

Bei spektrum.de ist dazu kürzlich auch ein Artikel von Ulrike Prinz erschienen. Der Konflikt um den Windpark ist auch einer von 25 Fallberichten in der jüngsten Veröffentlichung, dem 2019 erschienenen Report »Uncalculated Risks« (case no. 2, S. 41ff.) der Coalition for Human Rights in Development.

Gewinnertitel des Selfpublisher-Buchpreises 2020

Am 22. November wurden im Rahmen des Selfpublishing Festivals bei der Preisverleihung die Gewinnertitel des Selfpublisher-Buchpreises 2020 bekanntgegeben.

Der Gewinnertitel des ersten Selfpublishing-Buchpreises in der Kategorie Belletristik ist das Buch Was Preema nicht weiß von Sameena Jehanzeb. Die Jury betonte die Einzigartigkeit der Geschichte, die überrascht, ohne abgedreht zu sein. Ein unerwarteter Genre-Mix aus Sci-Fi und Fantasy, der mit einer erfrischenden Leichtigkeit daherkommt.

In der Kategorie Kinder- und Jugendbuch konnte „Elise erkundet das Meer von Franziska Frey die Jury überzeugen. Eine Jurorin betonte dabei die erzählerisch durchdachte Typografie in Kombination mit seiner wunderschönen Gestaltung. Ein Naturbuch, welches verzaubert und viele wertvolle Sachinformationen über das Meer bietet. Der Naturschutz wird den Kleinsten mit Liebe zum Detail illustriert erklärt.

Mit „EMOTIONIZE ME: Lieber das Herz auf der Zunge als den Stock im Arsch!nimmt Christine Hoeft den Leser mit auf eine Reise in die wunderbare Welt der Gefühle und konnte damit auch die Jury überzeugen. Die klare Sprache sowie die ansprechenden Visualisierungen zeichnen diesen Ratgeber aus. Damit legt sie in der Kategorie Sachbuch/Ratgeber ihre Grundrezepte für Emotionen als Botschaften des Unterbewusstseins offen und lässt mit der Kraft der Gefühle Träume Wirklichkeit werden.

Cervantes-Preis 2020 geht an Francisco Brines

Francisco Brines wurde mit dem vom Ministerium für Kultur und Sport verliehenen und mit 125.000 Euro dotierten Literaturpreis Premio Miguel de Cervantes 2020 ausgezeichnet. Die Entscheidung der Jury wurde vom Minister für Kultur und Sport, José Manuel Rodríguez Uribes, in Begleitung der Sekretärin der Jury, der Generaldirektorin für Bücher und Leseförderung, María José Gálvez Salvador, bei einer Zeremonie im Auditorium des Ministeriums für Kultur und Sport im Anschluss an die Sitzung der Jury des Preises bekannt gegeben.

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Antoine Bermans „produktive“ Übersetzungskritik

Bild: Éditions Gallimard

In der Ausgabe 5 der Rezensionszeitschrift zur Literaturübersetzung von August 2007 schreibt Rolf Pütter über „Pour une critique des traductions: John Donne“ des französischen Übersetzers und Übersetzungstheoretikers Antoine Berman. Dieses letzte, postum erschienene Werk, gliedert sich in zwei Teile: Im ersten stellt Berman die Grundlagen seiner Übersetzungskritik dar und beschreibt dann eine Methode der Übersetzungskritik in sechs Schritten und wendet im zweiten Teil dieses Verfahren an. Ein Ziel der Übersetzungskritik ist es, die Wesensmerkmale einer Übersetzung als eigenständiges Werk und ihre Bedeutung für das Original herauszustellen, wobei Bermans Ansatz hermeneutisch ist, da er sich explizit auf Paul Ricœur und Hans Robert Jauß beruft. Pütter stellt in seinem Beitrag die sechs Schritte des Verfahrens dar und macht deutlich, dass die von Berman eingeführte Unterscheidung zwischen Translation und Übersetzung und der zentrale Begriff des Übersetzungsprojekts zum Verständnis des Übersetzungsprozesses sehr hilfreich sind. Zudem wertet der Ansatz Bermans das Original nicht von vornherein als die überlegene Version und unterstreicht die Autonomie des Übersetzers. Dem Kritiker, der das Übersetzungsprojekt in seine Überlegungen mit einbezieht, wird bewusst, dass er sein Urteil nicht nach fertig vorgegebenen Maßstäben fällt. Zusammen mit der genauen Textanalyse von Original und Übersetzung und ihrer Gegenüberstellung führt dies zu einer Methode der Übersetzungskritik in eben diesen sechs Schritten.

2007 ist eine Übersetzung unter dem Titel „Antoine Bermans „produktive“ Übersetzungskritik. Entwurf und Erprobung einer Methode. Mit einer Übersetzung von Bermans Pour une Critique des traductions“ (Tübingen: Gunter Narr Verlag) von Irène Kuhn erschienen.