„Maternal“ von Maura Delpero

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»Gebenedeit ist die Frucht deines Leibes«: Die Begegnung einer Nonne und zweier Teenager-Mütter beeinflusst nachhaltig deren Leben.

Die junge Schwester Paola reist von Italien nach Buenos Aires, um ihr Noviziat zu beenden und ihr letztes Gelübde abzulegen. Sie beginnt ihre Arbeit in einem Hogar, einem religiösen Zentrum für jugendliche Mütter, und lernt dort die 17-jährigen Mädchen Lu und Fati kennen. Die beiden frühreifen Teenagerinnen hadern mit den strengen Regeln der Nonnen, die sie bei sich aufgenommen haben. Paola wiederum sieht sich mit einer Welt konfrontiert, die sie aus der Bahn wirft. Sie entwickelt starke Muttergefühle für eines der Kinder und denkt über neue Wege für sich nach.

missingFILMS bringt mit MATERNAL junges italienisches Kino auf die deutschen Leinwände. Das Spielfilmdebüt von Maura Delpero lief bereits auf zahlreichen internationalen Festivals und wurde u.a. mit Special Mention in Locarno 2019 ausgezeichnet. MATERNAL liefert einen eindrücklichen Blick darauf, was es heißt, plötzlich vom Mädchen zur Mutter zu werden. Die Regisseurin erzählt mit ihrem überwiegend weiblichen Filmteam vom Aufeinanderprallen der gegensätzlichen Welten dreier junger Frauen – und davon, wie sie sich in der Frage treffen, welche Bedeutung es für ihr Leben hat, ein Kind zu bekommen.

Rezension zu »El hombre de Rupak Tanta«

In der Zeitschrift zu hispanischer Literatur INTI Nr. 91-92 (April 2020) ist eine Rezension des Buches El hombre de Rupak Tanta von Melacio Castro Mendoza erschienen. Darin klärt Segundo Wilson Cabrera García zunächst die Herkunft der Worte Rupak und Tanta, die den Menschen an erster Stelle stellen und ins Spanische übersetzt soviel wie „der Mann des heißen Brotes“ bedeuten. Der Name des Protagonisten, Pureq Kañiwa, zeugt auf hyperbolische Weise, also in besonderer Rhetorik einen Ausdruck übertreibend, den überzeugend kulturellen Anspruch des Romans. Geschrieben zunächst in der ersten Person, wird dieser Ich-Erzähler im weiteren Verlauf zu einem Erzähler in der dritten Person. Die Ereignisse, die er erzählt, beginnen am Ufer eines Sees in einem Park, oder besser im Stadtgarten in Essen, einer Metropole im Ruhrgebiet. Als Meister des Geschicks und mit viel Fingerspitzengefühl lässt der Autor seinen Protagonisten Berge, Täler, Flüsse und andere schwierige geographische Strecken überqueren. Dessen Heimatdorf wurde durch die Unbilden der Witterung verschüttet. In Erinnerung an diesen Ort nimmt jener sich vor, ein neues Rupak Tanta zu gründen, welches als neue Welt entworfen ist. Im alten Rupak Tanta lebten oder leben auf jeden Fall drei Welten gleichzeitig zusammen.

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Absprung in die digitale Gesellschaft?

Der Verband lieferbarer Bücher (VLB) hat im Rahmen der Frankfurter Buchmesse drei sogenannte Mission Innovation Talks durchgeführt. Thema des ersten Mission Innovation Talk: Sind wir jetzt (wirklich) auf dem Absprung in die digitale Gesellschaft?

Im Jahr 2020 hat die Digitalisierung global in kurzer Zeit – unfreiwillig und ungeplant – eine gewaltige Entwicklung erfahren. Vieles was vorher undenkbar erschien, wurde in kürzester Zeit möglich gemacht. In dieser Runde wird die Frage diskutiert, wie es weitergeht: Sind Remote Work und Hybrid-Events das „New Normal“? Was bedeutet das für Digital Leadership und Arbeitsprozesse? Wie haben sich andere darauf eingestellt und was können wir als Publishing-Branche davon lernen? Mit dabei bei dieser Ausgabe:

  • Stefanie Quade, Lead Service Designer Futurice, Co-Autorin DesignAgility
  • Juliane Seyhan, Springer Gabler, Programmleiterin Management
  • Sebastian Klein, Neue Narrative (Wirtschaftsmagazin für New Work), Co-Founder
  • Matthias Weber, Alfred Herrhausen Gesellschaft, Programmleiter Frei Denken und Leiter Kommunikation
  • Kai Wels, MVB, Leiter Geschäftsbereich Digital

Das Vermächtnis der Inka

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1573. Bei Nacht und Nebel nähert sich ein geheimnisvolles schwarzes Schiff der spanischen Küste, an Bord ein Jesuit und eine Inka-Prinzessin, unterwegs in geheimer Mission. 1780. Nach Jahren fern von Madrid kehrt Sebastián de Fonseca zurück in die spanische Hauptstadt. Als der junge Militäringenieur, Spross einer verarmten Adelsfamilie, am ersten Abend das väterliche Arbeitszimmer betritt, erwartet ihn Schreckliches: Sein Vater, Juan de Fonseca, ist ermordet worden, stranguliert mit einem bizarr geknüpften Strick. Er bleibt nicht der Einzige: Nur wenige Tage später wird auch Sebastiáns Onkel, Jesuitenpater Álvaro de Fonseca, erdrosselt. Hat ihr Tod etwas mit der alten Chronik aus den ersten Jahren des Vizekönigreiches Peru zu tun, die sie zu entschlüsseln suchten? Oder mit dem seltsamen Quipu, einer roten Knotenschnur der Inka, mit der das Manuskript zugebunden ist? Zusammen mit der schönen Mestizin Umina begibt sich Sebastián auf eine abenteuerliche Reise in die Anden nach Vilcabamba, der letzten Bergfeste der Inka.

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Arbeit, Erholung und Vergnügen

Am Tag nach dem angeblich „historisch wichtigen Treffen“ zur Lage der Corona-Pandemie im Kanzleramt, wurde der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, im ZDF Mittagsmagazin vom 15.10.2020 (ab Minute 10:08) über die Aufhebung des Beherbergungsverbots befragt. Nach ihm müssen die Regeln beim Beherbergungsverbot für Geschäfts- und Dienstreisende insgesamt aufgehoben werden, zumal ja auch der Verwaltungsgerichtshof Mannheim gerade entschieden hatte, dass diese Regel unverhältnismäßig ist und deshalb ein solches Verbot nicht mehr umgesetzt werden kann. Dann könnten – gegen den Willen von Kretschmann – private Urlauber auch wieder nach Baden-Württemberg reisen, da wir in einem Rechtsstaat leben, in dem die Judikative (die „richterliche Gewalt“ im Staat, ausgehend von der klassischen dreigliedrigen Gewaltenteilung in Legislative, Exekutive und rechtsprechende Gewalt) das letzte Wort hat, nicht die Exekutive, so seine Erklärung.

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Kurzerzählungen IV: Erstes Bild – Der Platz – Bildnis – Schilderung einer Jugendliebe

In dem vierten Buch aus der Reihe Kurzerzählungen werden vier der cuentos von García Ponce vorgestellt, die weniger das von ihm bevorzugte und experimentelle Thema der Erotik als Auflehnung gegen das Normale beinhalten. Vielmehr geht es um Einsamkeit, eine neuartige Liebe, eine erste jugendliche Liebe sowie die Sehnsucht nach Verbotenem. García Ponce schreibt seine Kurzerzählungen in der Regel volkstümlich, ohne dabei zu sehr in die Folklore abzugleiten. Obwohl in der spanischen Rezeption vielfach die Erotik als das herausragende Merkmal seiner Kurzerzählungen gilt, lenkt diese Sichtweise sehr von dem eigentlichen historischen Wert dieses Autors für die mexikanische Literatur ab, der folgende Generationen auf unterschiedliche Weise nachhaltig geprägt hat.

Buch bei Amazon.

Perplejidades – Sergio Astorga

Quarks Ediciones Digitales hat ein Buch unter dem Titel Perplejidades von Sergio Astorga mit Minigeschichten (span. microrrelatos) herausgegeben. Das Wort Perplejidades steht für Verwirrungen, kann aber auch die Bestürzung ausdrücken, die sich in den verschiedensten Zusammenhängen einstellen kann. Dies lässt sich in den vielen kleinen Texten, die in diesem Buch zusammengefasst sind, sehr schön nachvollziehen. Die zunächst nur digital erschienene Version kann gemeinfrei bei dem Verlag heruntergeladen werden. Später wird der Verlag aus Peru darüber entscheiden, ob es auch eine Druckversion entweder der ganzen Reihe oder doch zumindest einzelner Exemplare geben wird.

Sergio Astorga, der in Mexiko geboren wurde, derzeit aber in Porto (Portugal) lebt, ist ein bildender Künstler, mit allem, was diese beiden Worte implizieren. Astorga arbeitet als Maler, Dichter oder Geschichtenerzähler und ist ein großer Liebhaber von Kunst und Wissenschaft. Astorga hat einen Abschluss in grafischer Kommunikation von der Escuela Nacional de Artes Plásticas der Universidad Nacional Autónoma de México (UNAM).

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Sprachakademie Argentinien: „lenguaje inclusivo“

Bei der geschlechtergerechten Sprache (‘lenguaje inclusivo’) müssen laut der Argentinischen Sprachakademie zwangsläufig zwei Wege beschritten werden: der sprachliche und der gesellschaftspolitische. Eine Sprache, ein linguistischer Sprachkörper, kann nicht bewusst von heute auf morgen erfunden oder neu erfunden werden. Die Buchstaben ‘a’ und ‘o’, die das Geschlecht unterscheiden, können nicht durch das ‘@’, das ‘*’, das ‘e’ oder das ‘x’ ersetzt werden, nur weil man dies gegen die männliche Sichtweise tun oder damit eine gesellschaftspolitische Realität abbilden möchte. Dieses Ersetzen ist der Morphologie des Spanischen fremd und völlig unnötig, da das generische Männliche oder grammatikalisch Maskuline bereits inklusiv ist, erfüllt es doch diese Funktion bereits als unmarkierter Begriff der Geschlechteropposition. Wenn man sagt: «Los hombres no son inmortales» („die Menschen sind nicht unsterblich“) oder «El hombre no es inmortal» („der Mensch ist nicht unsterblich“), bezieht sich dieses Substantiv ‘hombre’ (Mann/Mensch), im Singular oder im Plural, auf alle Menschen, Frauen und Männer, denn wenn es sich nur auf Männer beziehen würde, wäre es möglich, dass Frauen unsterblich wären und ewig leben würden.

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Europa+ (Europa Más)

Europa+ (Europa Más) streamt ab sofort die neuesten und beliebtesten Fernsehserien aus ganz Europa an ein Publikum in ganz Lateinamerika und der Karibik. Europa+ wurde für europäische Expatriates, Lateinamerikaner europäischer Abstammung und die große Gemeinschaft derer, die sich für die europäische Kultur in der gesamten Region begeistern, entwickelt und bietet den Zuschauern eine Vielzahl der neuesten und besten europäischen Sendungen, um sie mit den Wurzeln, der Kultur und den Vorlieben in Verbindung zu bringen. Der Dienst erstellt eine kuratierte Liste von Programmen aus den Bibliotheken bekannter europäischer Produzenten von Inhalten wie BBC Studios, Studio Canal, TF1, ZDF, NordicWorld, Studio 100, Spiegel und Mediaset. Die Programme werden werbefrei, in High Definition und in ihrer Originalsprache präsentiert – alle mit Untertiteln, die meisten davon in Spanisch und Englisch untertitelt. Europa+ ist ein Over-the-top-Digitalvideo-Abonnementdienst, der dem in Mexiko-Stadt ansässigen Investmentfonds Innokap und der in Atlanta ansässigen Castalia Communications Corporation gehört und von diesen betrieben wird.

Don Juan ist ein Spanier: ein Anarchist

Das Spanische – man kann es vernachlässigen, aber nie wird man Don Juan in ein anderes, ein bestimmtes, beispielsweise ein deutsches oder angelsächsisches oder slawisches Kostüm stecken, man versuche es, um daran zu erfahren, wie sehr Don Juan, ungeachtet unsrer Ausdeutung, im Grunde eine spanische Kreation ist und bleibt. Der Spanier […] kennt kein Vielleicht, kein Sowohl-Als-Auch, nur Ja oder Nein. Er kennt ja auch nur zweierlei Wein, roten oder weißen; er kennt keine Nuancen. Das hat etwas Großartiges bis in den Alltag hinein. Was ausfällt, ist das Zögern, das Vermengen, das Vermitteln; aber auch die Fülle der Übergänge. Was ausfällt, ist die seelische Mitte, das Gemüt, insofern auch das Mitleid, das kleine wie das große, fast möchte man sagen: die humane Liebe. Wenn der Spanier sagt: Ich liebe dich! so heißen die gleichen Worte: Ich will dich! Und sein Mut, wie er ja auch zu Don Juan gehört, erscheint uns oft als pure Geste, womit ein fatalistischer Mensch, einsam unter der kahlen Bläue des spanischen Himmels, sich selbst unterhält: Tod oder Leben, was tut es! Auch ihre Tänze haben ja das Trotzige, Hochmütige, Herausfordernde; Stimmung wird wie etwas Unwürdiges abgeschüttelt, mit Füßen zerstampft, unwirsch, geradezu hönisch, und wie leidenschaftlich ihr Tanz auch werden mag, nie endet er in Rausch, nie in der Wonne der Auflösung, im Gegenteil: im Triumph über den Rausch, in einer Pose des Völlig-Gefaßten, abrupt. Und stolz, versteht sich; dabei hat ja der Stolz immer etwas Leeres, etwas Ersatzhaftes. Lust am Leben? Größer ist die Lust am Bezwingen, spanischer.

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