Roma und seine Untertitel

Auf die Untertitel in dem Film Roma von Alfonso Cuarón hatte Frau Prof. Yvonne Stork von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg bereits vor ein paar Wochen bei einem Vortrag im Rahmen eines Workshops an der Ruhr-Universität Bochum aufmerksam gemacht. Sie wies auf die spanischen Untertitel des in Mexiko gedrehten Films hin, da laut Netflix angeblich das mexikanische Spanisch in Spanien nicht zu verstehen sei, was den Regisseur Alfonso Cuarón ziemlich verärgert hatte.

Auch Freyja Melsted widmet sich in dem Artikel Eine goldene Himbeere für Netflix auf Tralalit, einer Plattform für übersetzte Literatur, diesem Thema. Dabei stellt sie zunächst deutlich heraus, wie unsinnig die Übersetzung eines mexikanischen Films mit englischen Untertiteln ins Deutsche ist, wenn die Grundlage der deutschen Untertitel eben die Fassung der englischen Untertitel ist. So wird zum Beispiel ein mexikanisches Kinderlied mit deutschen Untertiteln versehen, denen eindeutig ein englisches Kinderlied zugrunde liegen:

Que llueva / La Virgen de la Cueva / Los pajaritos cantan / Las nubes se levantan
Es regnet! / Es schüttet! / Der alte Mann schnarcht
It’s raining / it’s pouring / the old man was snoring

Aber nicht nur diese Ungenauigkeiten bei der Übersetzung sind auffällig, die oft auch der Vereinheitlichung bei Untertiteln im Film geschuldet sind. Schwieriger sind schon die für den Film und sein Verständnis sehr wichtigen Hierarchien, die sich, wie Freyja Melsted zurecht herausstellt, auch in den unterschiedlichen Anreden zwischen den Protagonisten zeigen: „Doch gerade in einem Film, in dem interne Hierarchien und zwischenmenschliche Beziehungen von Figuren aus unterschiedlichen sozialen Klassen eine wesentliche Rolle spielen, geht ein Teil der Aussage verloren, wenn in den Untertiteln nicht auf Sprachregister und Art der Anrede geachtet wird“.

Inzwischen sind die spanischen Untertitel bei der Fassung des Films Roma, die auf Netflix zu sehen ist, wieder verschwunden und können nur in der Kino-Version „genossen“ werden. Deutlich wird an diesem Beispiel aber auch, wie wichtig es ist, bei Untertiteln im Film ebenfalls mit professionellen Übersetzern zu arbeiten, die zumindest in diesem Fall die mexikanischen Eigenheiten der Sprache gegenüber des iberischen Spanisch kennen sollten, da sie sich eher „der sprachlichen Effekte ihrer Arbeit bewusst“ sind.

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