Der 18. Oktober 2019 hat eine Flut von Büchern hervorgebracht, von denen einige Texte es geschafft haben, einen Teil dieser Zeit zu definieren, als das Land Chile praktisch in Flammen stand. Von Chronisten bis zu Historikern, Philosophen und Romanautoren bieten sie unterschiedliche und manchmal auch gegensätzliche Ansichten.
Das Buch Pensar el malestar. La crisis de octubre y la cuestión constitucional von Carlos Peña befasst sich mit drei Problemen, die mit dem Ausbruch der Gewalt im Oktober 2019 in Chile zusammenhängen: 1. soziale Bewegungen und Krise; 2. fehlende Grundlagen für ein gemeinsames Leben und die Ambivalenz der Moderne; 3. die Verfassungsfrage. Es analysiert das Paradoxon der Revolte: Eine Gesellschaft, die prosperierte und es geschafft hatte, die extreme Armut auf 3 % zu senken, setzte die Straßen in Brand und füllte die Wände mit Beleidigungen und leeren Phrasen, in der Illusion, dass alles erlaubt ist.
Carlos Peña setzt in diesem Essay die Analyse fort, die er in Lo que el dinero sí puede comprar (dt. etwa Was man mit Geld kaufen kann) begonnen hat. Während er in jenem Text die Ambivalenz der kapitalistischen Moderne untersuchte und argumentierte, dass sie eine Dialektik aus Fortschritt und Enttäuschung sei, befasst er sich nun mit den Ursachen für die Unruhen und gewalttätigen Proteste, die seit Freitag, dem 18. Oktober 2019, in Chile zu beobachten sind. Das Hauptproblem der Öffentlichkeit sei, dass es kein klares Bewusstsein für das Übel gebe, unter dem die chilenische Gesellschaft leide. Dieses Übel zu identifizieren – ohne dabei in die in der öffentlichen Meinung vorherrschende Moralisierung zu verfallen – ist das Ziel dieses Essays.