Am 4. Juli 2022 hat der Verfassungskonvent in Chile seinen fertigen Entwurf einer neuen chilenischen Verfassung offiziell an Chiles Präsidenten Gabriel Boric übergeben. Am 4. September 2022 sollen alle Chilenen in einem verpflichtenden Referendum darüber abstimmen. In den Lateinamerika Nachrichten (Nr. 577/578 – Juli/August 2022) wurde nun ein Interview mit Manuela Royo, einer Vertreterin des Verfassungskonvent im Distrikt 23 in der Region Araucanía, veröffentlicht. Augenmerk in dem Interview liegt in den Umweltaspekten und welchen Wert die Umwelt nun in der neuen Verfassung hat.
Schon im ersten Artikel der neuen Verfassung wird festgeschrieben, dass Chile ein ökologischer Staat ist, zu dessen wichtigsten Werten der Respekt vor den Rechten der Natur und der Abhängigkeit des Menschen von der Natur zählen. „Damit ist gemeint, dass die Natur keine Ressource ist, aus der wir unbegrenzten wirtschaftlichen Vorteil für Wachstum ziehen können. Stattdessen ist es wichtig, zu betonen, dass die Natur Rechte hat, die der Staat und die Menschen respektieren und gewährleisten müssen.“ Der Mensch ist Teil der Natur und kann ohne sie nicht leben, weshalb heute Themen wie Ernährung und Wasser genauso große Bedeutung wie die wirtschaftliche Stabilität haben. Die neue chilenische Verfassung ist demnach die erste Verfassung, die vor dem Hintergrund des Klimawandels geschrieben wurde.