In einem Interview für die Zeitschrift Caballo de Fuego (Santiago de Chile, 2004), geführt von Annamaría Barbera L., geht der chilenische Schriftsteller Armando Uribe Arce (1933-1920) auf die heutigen apokalyptischen Zeiten ein. Schon Álvaro Mutis, kolumbianischer Dichter und Schriftsteller (1923-2013), sagte, dass der Mensch eine gescheiterte Spezies sei, weil wir nicht in der Lage sind, mit anderen Lebewesen zu koexistieren, und dass wir unser Scheitern an der Umwelt zeigen, in der wir leben, indem wir sie zerstören. Mit dieser Aussage stimmt Armando Uribe überein. Mehr noch, er glaubt, dass wir uns in einer apokalyptischen Zeit befinden: Der Mensch ist wie nie zuvor in der Lage, das Leben und den Planeten, auf dem er lebt, gewaltsam zu zerstören, sei es mit Hilfe des nuklearen Arsenals oder mit bakteriologischen und biologischen Massenvernichtungswaffen. Zudem wurden Viren geschaffen, die sich schnell vermehren und den Menschen innerhalb von Monaten auslöschen können. All dies wissen wir seiner Ansicht nach seit dem Zweiten Weltkrieg, aber anstatt Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen, führen wir immer weiter schreckliche Experimente durch. Uribe stützt seine These auf das Buch Unser letztes Jahrhundert von Sir Martin Rees, einem britischen Astronomen und seit 1995 Königlicher Astronom. Dieser ist der Ansicht, dass das 21. Jahrhundert das letzte Jahrhundert für unsere Spezies und den gesamten Planeten sein könnte. Nicht nur wegen der Massenvernichtungswaffen, sondern auch wegen der wissenschaftlichen und technischen Experimente, die durchgeführt werden, wegen neuer Phänomene, die getestet werden, obwohl sie in der Natur oder in dem, was über den Kosmos bekannt ist, noch nie vorgekommen sind.
Die These von Sir Rees lautet, dass in diesem Jahrhundert eine 50%ige Chance besteht, dass der gesamte Planet Erde mit unserer Spezies verschwindet. Durch die Kollision winziger Teilchen – und damit befinden wir uns im Bereich der Nanotechnologie – kann eine unermessliche Energiemenge erzeugt werden, die ein schwarzes Loch von solchem Ausmaß verursacht, dass es den gesamten Planeten und damit die gesamte Menschheit verschlingen könnte. Von 1950 bis heute hat sich die menschliche Bevölkerung auf etwa 6 Milliarden Menschen verdoppelt, was bedeutet, dass die heutige Menschenmasse diejenige, die unsere Biosphäre in der Vergangenheit aufnehmen konnte, bei weitem übersteigt. Dies hätte auch schwerwiegende Folgen für den gesamten Kosmos, da ja bekanntlich alles miteinander in Verbindung steht. Und das ist das Ergebnis von Experimenten, die weder von den Regierungen, noch von den Universitäten, noch von irgendeiner Stiftung ausreichend kontrolliert werden.
Aber worauf lässt sich zurückführen, dass der Mensch in Kenntnis dieser Risiken und noch mehr in Kenntnis der Möglichkeit, das Verschwinden der Menschheit herbeizuführen, mit diesen Experimenten fortfährt? Armando Uribe glaubt an die Erbsünde, weshalb er davon überzeugt ist, dass die Menschen alle unvollkommen sind. Die größte Unvollkommenheit ist dabei, dass wir alle sterben. Die Macht, die Regierungen und Menschen erlangt haben, insbesondere in der so genannten christlich-abendländischen Zivilisation, ist nicht nur eine Macht des Guten, sondern vielmehr eine Macht der Zerstörung. Man erinnere sich an die Versuchung der Schlange: „Ihr werdet sein wie Gott“. Das Gefühl der Macht schmeichelt uns, damit wir uns wie Gott fühlen, und wir vergessen unsere Menschlichkeit und glauben an einen unbegrenzten Fortschritt der Wissenschaft, die in ihrem Namen alles erlaubt. Mit anderen Worten, dieselbe Sünde des Stolzes am Anfang, führt uns zu unserem Ende: Aus Arroganz und Machtgier. Da der Mensch unvollkommen ist, können diese Herrscher oder auch andere Individuen im Laufe von Experimenten, vielleicht sogar unbeabsichtigt, Unfälle verursachen, die zur totalen Zerstörung führen können. Wir wissen aus Erfahrung, dass es Menschen mit extremen Wahnsinn gibt, die in wichtige Positionen aufsteigen und Millionen mit sich in den Abgrund reißen können. Die Geschichte hat dies gezeigt und zeigt dies noch immer. Waffen sind heute mächtiger als in der Vergangenheit und auch Völkermorde werden einfacher.
Die Worte von Armando Uribe klingen apokalyptisch. Und er denkt, dass wir schon seit langem an dieser Schwelle stehen. Wenn man genau darüber nachdenkt, stellt man fest, dass die vier Reiter der Apokalypse schon seit Jahren über die Erde reiten: Der Reiter des Krieges ritt das ganze 20. Jahrhundert hindurch, das als das gewalttätigste und grausamste Jahrhundert der Geschichte bezeichnet wird, und aus dem wir nicht viel gelernt haben, denn der Reiter ist weiter geritten und hat allen Frieden auf der Erde genommen; der Reiter der Plagen hat die Menschen mit unerhörten Krankheiten dezimiert; den Reiter des Hungers kann man in Afrika und anderen Ländern reiten sehen, wovon wir allerdings noch nicht einmal etwas mitbekommen; und dem gelben Pferd, das vom Tod geritten wird, hat die Macht erhalten, ein Viertel der Weltbevölkerung mit dem Schwert, dem Hunger, der Plage und den wilden Tieren zu töten… Wer wie Uribe gläubig ist, kann nach ihm nur im Glauben verharren, denn wir wissen nicht, wann sich die anderen in diesem prophetischen Buch beschriebenen Etappen erfüllen.