Neokolonialismus auf der Yucatán-Halbinsel

In der Beilage La Jornada del Campo finden sich in der Ausgabe von August 2019 einige Artikel zum Neokolonialismus, die die aktuelle Situation unter anderem wegen der geplanten Megaprojekte zum Thema des Monats machen. Bisher waren die sozio-ökologischen Auswirkungen auf der mexikanischen Halbinsel ausschließlich auf bestimmte Entwicklungszentren wie Cancun (Quintana Roo) oder Ciudad del Carmen (Campeche) beschänkt. Derzeit provozieren Mega-Projekte und eine Reihe von politischen Interessen im Zusammenhang mit sozialem Landbesitz und der Förderung einer intensiven agroindustriellen Produktion einen allgemeinen Prozess der Verstädterung, der die Beständigkeit der noch bestehenden Gemeinschaften der campesinos (Indigene der Mayakultur) und einzigartige Ökosysteme bedroht.

Auch die illegalen und unrechtmäßigen Privatisierungen der Gemeinschaften wird durch Parzellierungen gefördert, die in der Regel keinen Grundsatz der Gleichheit und sozialen Gerechtigkeit respektieren, da sie die Aneignung großer ausgedehnter Flächen der Ejidos ermöglichen, die einigen wenigen Großgrundbesitzern zugeteilt werden. Noch schlimmer ist, dass es sich bei diesen Besitzern in den meisten Fällen um Menschen handelt, die von außerhalb der Ejidos stammen, die also nie das Land wirklich bearbeitet oder in den indigenen Gemeinschaften gelebt haben. Landwirtschaftliche Projekte beginnen mit der Enteignung des Grund und Bodens der campesinos anhand verschiedener Mechanismen. Darüber hinaus wird der Grund und Boden anschließend in großen Gebieten mit intensivem Einsatz von Düngemitteln, Insektiziden, Herbiziden und transgenen Samen entwickelt, die Wasser, Boden und Luft verunreinigen und die Wälder zerstören.

Der Tourismus benötigt für die Entwicklung der verschiedenen Projekte und deren Betrieb (Hotelanlagen, Wohngebiete, Golfplätze, Einkaufszentren, Kongresszentren, Neubaugebieten, Freizeitparks usw.) sehr große Flächen. In Quintana Roo fand und findet bis heute die Expansion hauptsächlich auf dem Grund und Boden der Ejidos statt. Eine Reihe neoliberaler Reformen begünstigte ausländische Investitionen, die an der Aneignung von Land, welches sich im Besitz von Gemeinschaften und Ejidos befand, interessiert waren. Aber auch die Privatisierung von sozialen Unternehmen ist ein weiterer Trend, der alternative Tourismusprojekte gefährdet. Dieser Prozess wird sowohl von privaten Unternehmen als auch von der Landesregierung gefördert und kann formell ablaufen, durch Verkauf oder Umwandlung des Unternehmens, oder auch verdeckt, wo die Organisationsfigur des sozialen Unternehmens aus Gründen der Zweckmäßigkeit beibehalten wird, ohne in der Praxis die Organisationsform und ihren Betrieb zum eigentlichen Zweck aufrecht zu erhalten.