Mythen über die Eroberung Mexikos

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Am 22. August 2019 fand ein zweitägiges Kolloquium statt, veranstaltet vom Museo Nacional del Virreinato zusammen mit der Universidad Iberoamericana, zum Thema „Hernán Cortés: 1519-2019„. Im Rahmen des Kolloquiums hielt Eduardo Matos seine keynote über „Causas y mitos en la conquista de México“ („Ursachen und Mythen bei der Eroberung Mexikos“).

Der Forscher entmystifizierte einige der historisch am weitesten verbreiteten Missverständnisse über den Untergang des Imperiums der Mexica, darunter einen der bekanntesten Sätze nach der Einnahme der nahe von Tenochtitlan gelegenen Stadt Tlatelolco, den Cuauhtémoc nach seiner Festsetzung zu Hernán Cortés sagte:

„Señor Malinche, ya he hecho lo que estoy obligado a hacer en defensa de mi ciudad y de los vasallos y no puedo más, y pues vengo por fuerza y preso ante tu persona y poder; toma ese puñal que tienes en el cinto y mátame luego con él.“
(Laura Esquivel: Malinche. New York: Atria Books, 2009. S. 139).

Was der tlatoani, dessen Worte durch die Übersetzungen von Nahuatl nach Maya durch Malintzin und von Maya nach Kastilisch durch Jerónimo de Aguilar beeinflusst worden sein könnten, wohl wirklich gemeint hat, war: Nimm den Dolch, den du in deinem Gürtel hast, und opfere mich“, anstatt: Nimm den Dolch, den du in deinem Gürtel hast, und töte mich dann damit“. Nach der Kosmovision der Mexica sollte jeder Krieger vorzugsweise in einem rituellen Opfer sterben, weshalb die Mexica während des Krieges gegen die Spanier nicht den sofortigen Tod, sondern die Gefangennahme ihrer Rivalen in den Vordergrund stellten. Es gab sogar einen Moment, in dem Cortés gefangen genommen werden sollte, so Eduardo Matos während seiner keynote. Cuauhtémoc wollte also sicherlich erreichen, geopfert und nicht einfach nur getötet zu werden. Er wollte geopfert und den Göttern dargeboten werden, wie es einem im Kampf gefangenen Krieger entspricht, um seinen Zyklus als Krieger zu vollenden und die Sonne, also seinen Gott Huitzilopochtli, von Sonneaufgang bis mittags zu begleiten. Doch weder Aguilar noch Cortés verstanden diese Konzepte, die ihn – in ihrem Glauben, dass er getötet werden wollte – am Leben ließen. Ein schreckliches Schicksal für den tlatoani, denn es hinderte ihn als Krieger daran, seinen Zyklus zu beenden.

Es gibt den Glauben, dass Moctezuma den ankommenden Hernán Cortés mit der Wiederkehr des Gottes Quetzalcóatl assoziiert hat: und es mag auch so gewesen sein, aber „zweifellos muss dieser Vergleich maximal 10 Minuten gedauert haben“, wie der Archäologe Matos ironisch anmerkte, während er verschiedene Beweise vorlegte – alle entnommen aus den Chroniken und Codices dieser Epoche. Diese Beweise zeigen, dass der Führer der Mexica versuchte, sobald ihm klar war, dass die Spanier sich mit den Völkern verbündet hatten, die ihm Tribut zollten und auf ihn zukamen, Cortés durch Diplomatie und sogar durch militärische Offensiven fern zu halten. Ab 1520, als die blutigsten Kämpfe zwischen den Spaniern und den Mexica begannen, gab es aus Sicht von Eduardo Matos vier Ursachen, die die Niederlage der letzteren beeinflusste.

Die erste war emotionaler Natur und hängt mit der Tatsache zusammen, dass die Spanier einen Kampfgeist hatten, der durch die Unterstützung von mehr als 300 indigenen Gemeinschaften noch verstärkt wurde, da diese die Stärke und die Wirtschaft der Mexica beeinträchtigten, oder durch Faktoren wie politische, wirtschaftliche und Landbegünstigungen, die jeder der spanischen Soldaten von seinem König in Anerkennung seiner Dienste zu erhalten suchte.

Eine weitere Ursache war, dass den Mexica nicht nur ihre Nahrungs- und Wasserressourcen genommen wurden (bekanntlich belagerte Cortés die Inselstadt), sondern in sehr kurzer Zeit und im Gegensatz zu ihren Rivalen, die fast keinen ihrer Generäle verloren, ihre Führer sterben sahen oder ihres Kommandos beraubt wurden. Es ist schwer vorstellbar, welchen Eindruck es bei den Mexica hinterlassen haben muss, mit anzusehen, wie ihre tlatoani, (d.h. ihre wichtigste Figur im Militär und für ihren Glauben, und deren Position wörtlich „derjenige, der die Macht zu sprechen hat“ bedeutet), von einigen Ausländern gefangen genommen und unterworfen wurde.

Ein weiterer Faktor war die Gesundheit, da europäische Krankheiten wie die Pocken einen erheblichen Einfluss auf die mesoamerikanische Bevölkerung hatten und sogar Cuitláhuac das Leben kostete, den neuen tlatoani, den sie gewählt hatten, um das Machtvakuum von Moctezuma II. zu ersetzen.

Eine letzte Ursache für die Niederlage der Mexica sei die Kriegs- und Rüstungsüberlegenheit der Spanier gewesen, so Eduarto Matos. Dank ihrer einheimischen Verbündeten kannten sie die Kriegstaktiken der mexica-tenochcas und der mexica-tlatelocas und verfügten gleichzeitig über eine größere Kapazität an Feuer- und Marinetransporten.

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