Am 19. Januar 1919 war es soweit! Frauen durften in Deutschland zum ersten Mal wählen und sich wählen lassen: Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Zusammenbruch des Wilhelminischen Kaiserreichs setzte der Beschluss des Rates der Volksbeauftragten am 12. November 1918 die volle Beteiligung von Frauen am politischen Leben durch. Alle Frauen und Männer ab 20 Jahre konnten nun mit Abschaffung des Dreiklassenwahlrechts durch gleiche, geheime und direkte Wahl ihre Politiker/innen in die Weimarer Nationalversammlung wählen. Die Jahreswende 1918/1919 markiert einen bedeutenden Einschnitt in der deutschen Geschichte: Mit der Novemberrevolution wurde der Weg frei für die deutsche Demokratie und – damit eng verbunden – für die politische Gleichstellung von Frauen und Männern.
Das Historische Museum Frankfurt lenkt mit einer großen, ganz Deutschland in den Blick nehmenden Jubiläumsausstellung 2018/2019 die Aufmerksamkeit auf die Frauen, die zur Entstehung der Weimarer Republik und zur Einführung des Frauenwahlrechts 1918/1919 in Deutschland beitrugen. Die Schau richtet damit eine ganz besondere Perspektive auf die Jahre 1918/1919 – die Perspektive der Frauen am Beginn des 20. Jahrhunderts und ihre Forderungen, Erwartungen und Visionen.
Die Ausstellung ist im Hinblick auf aktuelle Gleichstellungsdebatten und Emanzipationsbewegungen relevant: Heute stellen Frauen im deutschen Parlament 36% aller Parlamentarier/innen, Frauen verdienen heute in Deutschland durchschnittlich 18% weniger als Männer und sind wesentlich stärker von Altersarmut und sexualisierter Gewalt bedroht. Die Ausstellung setzt die Forderungen und Themen der Ersten Deutschen Frauenbewegung mit aktuellen Debatten in Verbindung.
Der Bildband zur großen Jubiläumsausstellung des Historischen Museum Frankfurt zeichnet den Kampf für das Frauenwahlrecht vom Kaiserreich bis zur Revolution nach und verfolgt die Geschichte der ersten Frauenbewegung in ihrem internationalen Einsatz für Gleichberechtigung. Die ersten Politikerinnen der Weimarer Republik werden gewürdigt und ihre parlamentarische Arbeit vorgestellt. Mit Ausblicken bis in die Gegenwart wird sichtbar, dass das Thema nicht an Aktualität verloren hat. Vielfältige Essays von Expertinnen und die bisher kaum bekannte Bilderwelt der Objekte aus internationalen Archiven und Museen zeigen neue Perspektiven auf die Reformjahre des Kaiserreichs, auf Frauenalltag und -bewegung in Weltkrieg und Revolution sowie die Politik der Weimarer Zeit.