Die Rettung der Welt aus Sicht des Übersetzers

Zum einjährigen Bestehen der Plattform für übersetzte Literatur, TraLaLit, haben die drei Ideengeber dieses Projektes (Freyja Melsted, Felix Pütter und Julia Rosche) 11 Thesen zur Rettung der Welt aufgestellt. Diese Thesen lassen sich als eine Bilanz nach einem Jahr zum Übersetzen, zur Buchbranche und zum Stand der Literaturkritik in Deutschland verstehen. Neben den üblichen, fast schon normalen Lanzen, die für Übersetzungen gebrochen werden, findet sich aber auch ein wichtiger Punkt in diesen Thesen: 6. Nein, die Verhältnisse sind nicht schuld.

Dass Übersetzer schlecht bezahlt sind, ist nichts Neues. Aber die vielfach vorgenommene Rechtfertigung der Übersetzer, letztendlich am Lektorat mit der eigentlich guten Übersetzung gescheitert zu sein, „verhindert auch, dass das Übersetzen als künstlerische Disziplin irgendwann zu ihrem Recht kommt. […] Wer sich vorauseilend immerfort selbst von seinem literarischen Werk distanziert, den nimmt am Ende niemand mehr ernst“. Daran muss sich sicherlich noch viel ändern, vor allem, wenn man bedenkt, wieviel Gelesenes eigentlich als Übersetzung vorliegt und nicht im Original gelesen wird. Dazu gehört ebenfalls die Akzeptanz einer Übersetzung als eigenständiges literarisches Werk. Daher ist das Schlussplädoyer unter 11. Gute Übersetzungen sind ein Rätsel durchaus auch als ein solches zu verstehen: „Übersetzen ist Kunst – und eine verdammt unerklärliche noch dazu […] wer aber der Kunst der Übersetzung einmal verfallen ist, den wird sie – versprochen! – nie wieder loslassen.“