Arbeitswelt im Wandel

In der Sendung der Reihe „Anne Will“ vom 25.11. diskutierte die Moderatorin über die Zukunft des Sozialstaats mit Jens Spahn (CDU), Sahra Wagenknecht (Die Linke), Lars Klingbeil (SPD), Michael Bohmeyer (Mein Grundeinkommen) und Simone Menne (Unternehmensberaterin). Dabei sind die Ausführungen gleich zu Beginn der Sendung von Lars Klingbeil über die sich verändernde Arbeitswelt (!) und die diesbezügliche Aufgabe des Staates (!) sehr bemerkenswert, vor allem, wenn er als Beispiel über Übersetzer (und Dolmetscher) fabuliert. Hier ein Transkript der ersten Minuten in dem Gespräch:

Anne Will: „Herr Klingbeil, wollen Sie das Prinzip Hartz IV hinter sich lassen, oder nur den Namen?“
Jens Klingbeil: „Also, das was wir beibehalten wollen, ist das Fordern und Fördern. Wir verlangen den Menschen was ab, die staatliche Leistungen bekommen, aber gleichzeitig müssen sie sich eben darauf verlassen können, dass der Staat sie stärker fördert, und das ist etwas, was in Zeiten der Digitalisierung, und wir werden enorme Umbrüche erleben in den nächsten Jahren, was immer wichtiger wird. Also, das ist ein Prinzip, das wir beibehalten wollen, und trotzdem gibt es vieles im System Hartz IV, was wir ändern werden, und wo Andrea Nahles auch völlig recht hat, dass das System danach wahrscheinlich sehr anders aussehen wird und dann auch einen anderen Namen und eine andere Intention.“

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Recht auf bildschirmfreie Kitas, Kindergärten und Grundschulen

Lehrer, Erzieher und Eltern müssen selbst entscheiden können, bis zu welchem Alter Bildungseinrichtungen bildschirmfrei sind. Erzieherinnen und Erzieher und Lehrkräfte müssen selbst wählen können, mit welchen Medien sie arbeiten und unterrichten, ob und wann sie digitale Medien als Hilfsmittel einsetzen. Dazu braucht es ein Recht auf bildschirmfreie Kitas, Kindergärten und Grundschulen. Die Bildungspolitik tut gut daran, sich von der Fixierung auf flächendeckende Digitaltechnik zu lösen und kreative Alternativen zuzulassen, deren Vertreter sich primär den Kindern und ihren realweltlichen Lern- und Bildungserfahrungen zuwenden dürfen.

Wirtschaft und Politik treiben mit hoher Geschwindigkeit die digitale Transformation der Gesellschaft voran. Das geschieht an Schulen unter dem Stichwort „Digitale Bildung.“ Die Technik dazu sind heute Smartphones, Tablets und WLAN. Dabei werden Unterricht, Schule und Lernen zunehmend über (Medien-)Technik definiert.

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Projekt Maya-Zug

Verschiedenste Akademiker und Künstler schickten Anfang der Woche einen offenen Brief an den designierten Präsidenten in Mexiko, Andrés Manuel López Obrador (AMLO), um die Bürgerbefragungen zum Maya-Zug und zum Handels- und Eisenbahnkorridor des Isthmus von Tehuantepec einzustellen, die am 24. und 25. November stattfinden sollen. Gleichzeitig solle der für den 16. Dezember geplante Baubeginn der Zugstrecke durch den Isthmus von Tehuantepec gestoppt werden.

Quelle: https://lopezobrador.org.mx/2018/09/11/proyecto-tren-maya/

Das erste Bauprojekt umfasst die Staaten Chiapas, Quintana Roo, Yucatán, Campeche und Tabasco, das zweite Projekt betrifft die Staaten Oaxaca und Veracruz. Die erstgenannten sechs Bundesstaaten gelten als kritische Lebensräume, da sie Gebiete mit einem hohem Wert für die Biodiversität aufweisen.

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Iberoamerikanisches Institut für indigene Sprachen

Der XXVI. Iberoamerikanische Gipfel hat auf Vorschlag der Regierungen Boliviens und Ecuadors beschlossen, ein Iberoamerikanisches Institut für indigene Sprachen zu schaffen. Ziel ist es, für die indigenen Sprachen Maßnahmen zur Erhaltung, Übertragung und Entwicklung im Gemeinschaftsleben und in der Gesellschaft insgesamt durchzuführen und ein Netzwerk von Partnerschaften mit öffentlichen Einrichtungen, Hochschulen, Medien, Finanzinstituten und Organisationen der Zivilgesellschaft zu bilden. Die Organisation der Iberoamerikanischen Staaten für Wissenschaft und Kultur (OEI) und der Entwicklungsfond der indigenen Völker Lateinamerikas und der Karibik (FILAC) wurden in Abstimmung mit dem Iberoamerikanischen Generalsekretariat (SEGIB) mit der Organisation dieser Initiative beauftragt.

Diese Initiative wird durch die Tatsache bestärkt, dass die Vereinten Nationen in ihrer Generalversammlung vor zwei Jahren das Jahr 2019 zum Jahr der indigenen Sprachen erklärt haben. Gleichzeitig wird damit bekräftigt, dass im Rahmen der vorhandenen Ressourcen eine Arbeitsgruppe eingesetzt werden muss, um das umzusetzen, was auf dem Gipfeltreffen der Iberoamerikanischen Staatschefs 2006 in Montevideo in Bezug auf das Iberoamerikanische Institut für indigene Sprachen vereinbart wurde.

Quelle: SEGIB (Nr. 12 der Mitteilungen)

Abject Performances: Ästhetische Strategien in der Kulturproduktion der Latinos

In Abject Performances: Aesthetic Strategies in Latino Cultural Production zeichnet Leticia Alvarado die respektlosen, zerstörerisch ästhetischen Strategien lateinamerikanischer Künstler und Kulturproduzenten nach, die Standards der Achtbarkeit meiden, welche typischerweise verwendet werden, um konkrete Identitäten von Minderheiten zu beschwören. Anstelle von Werken, die von Stolz, Erlösung oder Feierlichkeit durchdrungen sind, wenden Künstler wie Ana Mendieta, Nao Bustamante und das Chicano-Kunstkollektiv Asco, negative Gefühle wie Scham, Ekel und Nicht-Zugehörigkeit auf, um Erfahrungen einzufangen, die am Rande des Mainstreams liegen – inspirierende, auf Latinos bezogene Kämpfe um soziale Gerechtigkeit. Ausgehend von einem vielfältigen, ausdrucksstarken Archiv, das von Performancekunst bis hin zu performativen Zeugnissen persönlicher religiöser Unterwerfung reicht, beleuchtet Alvarado Formen der Gemeinschaftsbildung und Sozialkritik, die durch eine Ablehnung identitärer Kohärenz definiert sind, sich aber dennoch zu lateinamerikanischer Zugehörigkeit und deren Möglichkeiten verbinden lassen.

Quelle: Duke University Press

Uruguay: Ida Vitale erhält Cervantes-Preis 2018

Die uruguayische Schriftstellerin Ida Vitale (Montevideo, 1923) ist mit dem Cervantespreis 2018 ausgezeichnet worden. Die Jury würdigt damit die herausragende Sprachgewalt der Grande Dame der lateinamerikanischen Poesie. Der Premio Miguel de Cervantes ist der wichtigste Literaturpreis in der spanisch sprechenden Welt und dort ähnlich angesehen wie international der Literaturnobelpreis. Der Cervantespreis ist mit 125.000 Euro dotiert und nach Miguel de Cervantes, dem Autor des Don Quijote, benannt.

Die 95-jährige Vitale spielte eine wichtige Rolle in der uruguayischen Kunstbewegung, die als Generación del 45 bekannt ist. Nachdem die Militärjunta die Macht in Uruguay übernommen hatte, floh sie 1973 nach Mexiko-Stadt und erhielt dort politisches Asyl, wohnt aber derzeit in Austin, Texas. Ida Vitale, die auch als Essayistin, Literaturkritikerin und Übersetzerin arbeitet, ist die letzte Überlebende der Generación del 45, einer Gruppe von Intellektuellen, die das literarische und kulturelle Leben in Uruguay ab 1945 entscheidend geprägt haben. Zu dieser Gruppe gehören auch Emir Rodríguez Monegal, Mario Benedetti, Carlos Maggi und Ángel Rama, der erste Ehemann Vitales. Ihre Lyriksammlungen reichen von La luz de esta memoria (1949) bis zu Mella y Criba (2010).

Quelle: El país

Von der lateinamerikanischen Literatur zur (lateinamerikanischen) Weltliteratur

Die Debatte um den Begriff der Weltliteratur begleitet den Prozess der Rekonfiguration des globalen Designs vom Fall der Berliner Mauer bis zum Abbau der bipolaren Ordnung. Seitdem befinden sich nationale Literaturen und sogar regionale Konstrukte in der Krise. Unterschiedliche und auch sich ergänzende theoretische Formeln zielen darauf ab, lateinamerikanische Literaturen wieder in globalen Dynamik einzuordnen und damit die als obsolet entlarvten Rahmenbedingungen zu überwinden.

In der Diskussion mit idealistischen und normativen Postulaten schlägt De la literatura latinoamericana a la literatura (latinoamericana) mundial eine Untersuchung der materiellen Bedingungen, Akteure und Prozesse vor, die es heute ermöglichen – oder verhindern -, dass lateinamerikanische Literatur in den internationalen Umlauf gelangt und sich zu einer Weltliteratur entwickelt. Parallel dazu, und unter der Prämisse, dass Vermittlungsinstanzen „Spuren“ hinterlassen, löst die Studie sich von der Literatursoziologie, also derjenigen Wissenschaft von den gesellschaftlichen und kulturellen Bedingungen der Produktion, Distribution und Rezeption von Literatur, um eher textuelle Konfigurationen genau zu untersuchen. Vielmehr versucht diese Studie als Reaktion auf die Betonung der Verbreitung bestimmter hegemonialer Modelle, Ausdrücken, die in lokalen Domänen eingeschrieben bleiben, Sichtbarkeit zu verleihen und damit dieser Literatur einen Wert in der Welt zuzuschreiben.

Das Buch von Jorge J. Locane, gefördert duch den European Research Council (ERC), ist ab Februar 2019 bei DeGruyter in der Reihe Latin American Literatures in the World / Literaturas Latinoamericanas en el Mundo erhältlich.

Die Verschwundenen von Antonio Ortuño

Wie ein skrupelloser Bauunternehmer mit Bestechung, Erpressung und Mord seine Ziele durchzusetzen versucht und in Kauf nimmt, dass die eigene Familie daran zerbricht: In seinem grandiosen Roman zeichnet Ortuño ein erschütterndes Sittenbild des heutigen Mexiko, in dem Korruption und Gewalt allgegenwärtig sind.

Der Bauunternehmer Don Carlos Flores plant in Guadalajara eine luxuriöse Wohnanlage, für die er schon einen Namen hat, Olinka, und auch Investoren. Er muss sich für dieses Projekt, das ihn und seine Familie noch reicher machen soll, nur noch den Grund und Boden aneignen. Und die Leute vertreiben, die dort wohnen. Dazu ist ihm jedes Mittel recht. Viele gehen nach Schikanen freiwillig, aber zwei Familien lassen sich nicht vertreiben und die sind plötzlich verschwunden. Gleichzeitig wird Don Carlos der Geldwäsche für die Drogenbosse aus dem Norden Mexikos beschuldigt und Journalisten recherchieren, wo die Verschwundenen geblieben sind. Alle Spuren weisen auf Don Carlos, der den Kopf aus der Schlinge zieht und seinen Schwiegersohn, Aurelio Blanco, als Bauernopfer den Behörden ausliefert. Ohne zu ahnen, wofür er eigentlich benutzt wird, deckt ihn Aurelio bereitwillig. Doch mit 15 Jahren Haft hat er nicht gerechnet. Als man ihn freilässt, sucht er Gerechtigkeit. Wird es sie für ihn geben?

Das Buch gibt es ab März 2019 im Verlag Antje Kunstmann.

Kölner Gespräche zur Weltliteratur 2018

Der ERC-Grant „Reading Global. Constructions of World Literature and Latin America“ veranstaltet am 14. November 2018 im Neuen Senatssaal der Universität zu Köln die vierte Ausgabe der „Kölner Gespräche zur Weltliteratur“ mit hochkarätigen Gästen aus Literatur- und Kulturbetrieb. Am Podiumsgespräch Literarisches Sextett – (Welt-)Literatur heute nehmen teil: Florian Borchmeyer (Schaubühne Berlin), Andreas Breitenstein (NZZ), Jo Lendle (Hanser Verlag), Andreas Rötzer (Matthes & Seitz Berlin), Sandra Richter (Deutsches Literaturarchiv Marbach) und Uljana Wolf (Autorin). Im Anschluß findet eine Lesung und Diskussion mit dem mexikanischen Autor Antonio Ortuño statt, die von Friederike von Criegern übersetzt und von Jorge Locane moderiert wird.

Universität Gießen eröffnet ein Außenbüro in Kolumbien

Mit einem „Information Point“ wird die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) künftig an ihrer kolumbianischen Partneruniversität Universidad de Los Andes (Uniandes) präsent sein. Eine entsprechende Absichtserklärung haben JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee und der Rektor der Uniandes, Prof. Dr. Pablo Navas, am 1. November 2018 in Bogotá unterzeichnet. Die Uniandes wird umgekehrt an der JLU ein Außenbüro eröffnen. Damit wird die bereits mehr als 50 Jahre währende Kooperation zwischen den beiden Universitäten auf eine neue Stufe gestellt. Die beiden Universitäten werden an ihren jeweiligen Partnerinstitutionen jeweils das Außenbüro nutzen, um die eigene Universität, ihr Studienangebot und ihre Forschungsmöglichkeiten zu bewerben, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Studierende zu beraten und zu rekrutieren und über die jeweils vorhandenen Fördermöglichkeiten zu informieren.

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