Bildungskanons sind fast immer von Männern dominiert. Wir haben einen weiblichen Gegenvorschlag entwickelt: von Jane Goodall bis Pussy Riot.
Je verwirrender die Welt scheint, desto stärker sehnen Menschen sich nach einer Ordnung. Nach Einordnung. Nach anderen Menschen, die ihnen Ideen, Anregung und Halt geben. Die ihnen Leuchtturm sein können.
Verständlich also die Bemühung vieler vornehmlich männlicher Menschen, per Ansagen, Listen und Systemen ein Geländer in die Welt zu bauen. Am besten in einem Kanon, denn das klingt in den Boden zementiert, allgemeingültig für Generationen und macht den Kanon zum Schrift gewordenen Flehen um Unsterblichkeit.
Es ist menschlich, sich an dem zu orientieren, was vertraut scheint; nachvollziehbar, dass alle Kanons der letzten Jahrzehnte und die darin enthaltenen Namen aus Kunst und Wissenschaft vornehmlich das gleiche Geschlecht hatten wie die Verfasser der sorgsam erstellten Listen. Die Einordnung, also immer auch ein wenig die Aneignung, der Welt durch Männer ist lobenswert. Jedoch auch überholt.
Nach Hunderten von Jahren, nach Tausenden empfohlener Werke, Gedanken und Schriften können wir heute zu dem Schluss kommen: Die Welt wurde durch Ordnungssysteme, die vornehmlich männliche Geistesgrößen auflisten, nicht zu einem erfreulicheren Ort.
Darum ist es Zeit für eine neue Liste. Neue Namen mit Ideen, die vielleicht etwas zu einem freundlicheren Miteinander in der Welt beitragen können. Und die für die andere Hälfte der Bevölkerung auch Relevanz haben. Unser Kanon, um dieses weihevolle Wort zu verwenden, ist unvollständig und subjektiv, wie es Auflistungen immer sind, aber er ist ein Anfang.
Quelle: Spiegel online