Die endlose Abwesenheit

Bild: LOM Ediciones

Die chilenische Psychotherapeutin Paz Rojas Baeza schreibt in ihrem Buch La interminable ausencia über das Trauma der Militärdiktatur in Chile und die Folgen der Straflosigkeit. Dabei handelt es sich nicht um einen medizinischen, psychologischen oder gar wissenschaftlicher Bericht – obwohl das Buch reichlich Material dieser Art enthält. Vielmehr ist es das ethische und beispielhafte Zeugnis einer großzügigen und mutigen menschlichen Erfahrung in der luziden Konfrontation mit dem Bösen in seinen schlimmsten Ausprägungen, das durch eine umfangreiche Reihe von Erlebnisberichten grundlegende Fragen für das Verständnis der jüngsten Vergangenheit und für die Zukunft des Zusammenlebens in Chile aufwirft. Gleichzeitig ist es aber auch eine detaillierte Studie über die psychologischen, moralischen, spirituellen und oft auch physischen Wunden, die dem Menschen durch den Tod unter Umständen zugefügt werden, denen das fehlt, was Sigmund Freud die „Trauerarbeit“ nannte: Das gewaltsame Verschwindenlassen von Menschen, von dem in Chile Tausende betroffen waren und sind, hat nicht nur lang anhaltende, sondern auch dauerhafte Auswirkungen.

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