Erneuerbare Energien werden weltweit ausgebaut. Dies betrifft vermehrt auch indigene Gruppen, deren Lebensweisen und Weltanschauungen dadurch herausgefordert werden. So betrachten die in Mexiko lebenden Ikojts Windenergie als kontaminierend und deshalb als Bedrohung für die Ökologie ihrer Lagune. Oliver D. Liebig untersucht ihre Sichtweise und denkt das Verhältnis von Natur, erneuerbarer Energie und sozialem Leben neu – nicht zuletzt aus Sicht des Windes. Auf diese Weise entsteht ein Entwurf von erneuerbarer Energie, der diese – jenseits von einer Fixierung als Ressource – mit den lokalen Gegebenheiten in Zusammenhang stehend betrachtet.
Um die indigenen Perspektiven auf den geplanten Windpark zu verstehen, verbrachte Liebig zwischen 2013 und 2017 ein Jahr bei den Ikojts in San Dionisio und führte eine stationäre teilnehmende Beobachtung durch. Dazu führte er Interviews und offene Gespräche mit den Menschen vor Ort, aber er nahm auch ganz praktisch am Fischfang teil, bei der Feldarbeit, bei Festen und Ritualen. Sein Ziel war es, die sozialen und ökologischen Verflechtungen zu verstehen, die durch den Windpark in Bewegung geraten waren, und vor allem, wie sich die Ikojts in ihrer Umwelt wahrnehmen.
Bei spektrum.de ist dazu kürzlich auch ein Artikel von Ulrike Prinz erschienen. Der Konflikt um den Windpark ist auch einer von 25 Fallberichten in der jüngsten Veröffentlichung, dem 2019 erschienenen Report »Uncalculated Risks« (case no. 2, S. 41ff.) der Coalition for Human Rights in Development.