Die eindringlichsten Literaturen bilden sich in Bodennähe. Am Rande des Literaturbetriebs, noch außer Reichweite der Kanonisierung durch Preise, Messen, Agenten, entstehen permanent Texte, die überraschen, bewegen und verstören. Es sind Texte, die trotz allem entstehen, trotz schwieriger sozialer, politischer, persönlicher Situationen, obwohl sich nur mutige, unabhängige Verlage für sie interessieren, obwohl kein Zugang zum internationalen Markt in erreichbarer Nähe zu sein scheint. Diese Texte sucht alba.lateinamerika lesen e.V. und bringt sie – trotz allem – ins Deutsche. Dabei sind die literarische Qualität und das Energiepotenzial der Literatur das, was die Redaktion bewegt.
In der neuen Ausgabe der Literaturzeitschrift erstreckt sich nun die Karibik mit bekannten und unbekannten, menschlichen und tierischen Protagonisten, karibischen Subjekten auf surrealen Reisen, Drogenrausch und poetischem Dünnschiss, ethnografischen Karibik-Inszenierungen und schonungslosen Auseinandersetzungen mit kolonialem Erbe und Unrecht über ein Heft, dessen Worte es zu entziffern gilt.
Die Karibik als Ort literarischer Produktion steht im Zentrum der frisch erschienenen 13. Ausgabe der Zeitschrift alba.lateinamerika lesen. Als Sehnsuchtsort und geheimnisvolle, von Gewalt und Krankheit heimgesuchte Tropenhölle hat sie eine lange literarische Tradition. Sie ist kilometerlanger Traumstrand und Ort verheerender Verwüstungen und humanitärer Katastrophen. Schon im 20. Jahrhundert war sie Zentrum der lateinamerikanischen Literatur und hat sich in einen Ort vielschichtiger literarischer Produktion verwandelt, der Themenkomplexe der globalisierten Welt kritisch reflektiert, wie es Frank Báez in seinem Essay „Schreiben aus der Karibik“ tut. Das kulturelle Substrat – präkolumbisch, europäisch, afrikanisch, asiatisch – schlägt sich in Sprache wie Literatur nieder und nährt eine große Diversität in vielerlei Hinsicht. Mit Beiträgen von Suze M. Baron, Frida Domacassé, Marcia Douglas, Yaissa Jiménez, Necati Öziri, Astrid Roemer, Amarilis Tavárez, Joseph Zobel u.v.a.
Quelle: Alba Magazin