Kressmann Taylor: Adressat unbekannt

Bild: Hoffmann und Campe

Gestaltet als Briefwechsel, ist „Adressat unbekannt“ von Kressmann Taylor von beklemmender Aktualität und zeichnet in bewegender Schlichtheit die dramatische Entwicklung einer Freundschaft zwischen einem Deutschen und einem amerikanischen Juden in den Monaten um Hitlers Machtergreifung nach. Erstmals 1938 in der New Yorker Zeitschrift Story veröffentlicht, stellt der fiktive Briefwechsel schon zu diesem frühen Zeitpunkt das zersetzende Gift des Nationalsozialismus erzählerisch dar. »Diese Geschichte ist meisterhaft, sie ist mit unübertrefflicher Spannung gebaut, in irritierender Kürze, kein Wort zuviel, keines fehlt«, so Elke Heidenreich im Vorwort. »Ohne Umschweife werden exemplarische Lebensgeschichten erzählt, wird Zeitgeschichte dokumentiert.«

Angesichts der zunehmenden Rechtsradikalität, weltweiten Fremdenfeindlichkeit und des wachsenden Antisemitismus druckte Story das kleine Meisterwerk im Jahr 1992 noch einmal ab. Und auch wenn das Buch in Deutschland »viel gelesen, gelobt, rezensiert« wurde, sollte es nach Heidenreich »Schullektüre werden, Pflichtlektüre für Studenten, es sollte in den Zeitungen abgedruckt und in den Cafés diskutiert werden.« Die zeitlose Botschaft von „Adressat unbekannt“ wendet sich an unser moralisches Empfinden, und nicht zuletzt deshalb hat dieses Buch einen Platz in jedem Bücherregal verdient.