In Die Katzen / Los gatos behandelt Cortázar, der Meister der Andeutung, in seinem 1948 entstandenen Text die Themen des Erwachsenwerdens und des verbotenen Begehrens.
Auf fesselnde Weise schildert er die Zerrissenheit zweier junger Menschen zwischen ihren Gefühlen und den Tabus ihrer Umgebung im Buenos Aires der 1940er Jahre. Das Älterwerden bringt ein neues, irritierendes Interesse aneinander mit sich. Die Jahre vergehen, aus kindlichen und pubertären Neckereien entsteht ein verbotenes erotisches Spannungsfeld der Anziehung und Abstoßung. Deutlich wird dabei auch der Konflikt mit den Eltern, die mit ihrer Geheimnistuerei das Leben der beiden ruinieren. Als Rolando in Martas und Carlos Marías vertrauten Kosmos eindringt, scheinen sich die Beziehungen schmerzhaft zu klären. Carlos María ist zerrissen zwischen Eifersucht und heroischem Verzicht – bis ein rätselhafter Brief seines Vaters ihn auf die Spur eines Familiengeheimnisses bringt.
Serna angesichts von Kritik
Verführungen und Polemiken. Kritische Lesungen über die Arbeit von Enrique Serna
Enrique Serna (Mexico City, 1959) ist Autor eines umfangreichen Werkes, das verschiedene Genres in seinem Repertoire vereint, wie Romane, Kurzgeschichten, journalistische Artikel, Fernsehdrehbücher, Essays und Biographien. Von Anfang an haben seine Bücher alle möglichen Meinungen und bei vielen Gelegenheiten offene Kritik hervorgerufen. Das Interesse an seiner Arbeit hielt sich auch im akademischen Umfeld, was durch die kritischen Studien über Serna bestätigt wird, die von verschiedenen in- und ausländischen Universitäten veröffentlicht wurden.
Drei der jüngsten Bände stammen von mexikanischen Institutionen, die die Debatte und umfassende Analyse dieses Autors fortgesetzt haben und Gemeinsamkeiten aufweisen. Dabei vereint Seducciones y polémicas, herausgegeben von einem Team der Universidad Veracruzana, sieben wissenschaftliche Texte und einen illustrativen Prolog von Elizabeth Corral.
Die Studien sind chronologisch geordnet und jeder der Artikel überzeugt mit solider und kritischer Strenge in der Untersuchung. Abgesehen davon, dass es sich um eine sehr sorgfältige Ausgabe handelt, besticht das Buch, indem beispielsweise auf die intertextuellen Verbindungen zwischen Serna und anderen Schriftstellern wie Inés Arredondo, Vicente Riva Palacio, Giovanni Boccaccio, Juan García Ponce, Jorge Luis Borges, etc. hingewiesen wird. Auf gerade mal 144 Seiten wird ein umfassendes Panorama über den Autor von Liebe aus zweiter Hand dargestellt, das von einer Planungs- und Sorgfaltsarbeit der Herausgeberinnen Magda Díaz y Morales und Norma Angélica Cuevas Velasco zeugt.
Das (M)acht die Gemeinschaft
Das Crowdfunding zur Finanzierung des Grundeinkommens im Projekt „Dorf testet Zukunft“ läuft schon eine Weile, ist aber nicht besonders erfolgreich, da bis jetzt nur ein Bruchteil der 6 Mio. CHF zusammengekommen ist, die es braucht, damit der Grundeinkommensversuch starten kann. Bei vielen kommen erste Zweifel auf, ob sich der Aufwand des Projektteams und der Gemeinde Rheinau überhaupt gelohnt hat. Aleksandra Gnach findet: unbedingt, und zwar unabhängig davon, wie viel Geld letztlich zusammenkommt.
Die Fragen der RheinauerInnen und der Anmeldeprozess für die Teilnahme veranschaulichen, wie viele Berührungspunkte das Projekt mit bestehenden Systemen hat. Die Auseinandersetzung mit Fragen, was ein Einkommen ist, wie es mit der Gerechtigkeit aussieht, die vielen Gespräche und Diskussionen im Dorf verändern die EinwohnerInnen und auch die Gemeinschaft als Ganzes. Rheinau wird nie mehr sein wie vorher und auch deshalb hat sich der Aufwand gelohnt. Das Tüpfelchen auf dem i ist die Tatsache, dass man schon aufgrund der bisherigen Diskurse gesellschaftlichen Wandel mit Daten illustrieren kann. Abzuwarten bleibt, ob die Macht der Gemeinschaft auch beim Crowdfunding mitspielen wird: Es bleibt spannend.
5. Latin American Film Festival Berlin
Lakino zeigt sich abermals als Raum für Reflexionen über die sozialen und politischen Realitäten Lateinamerikas.
In seiner 5. Ausgabe zeigt das Latin American Film Festival in Berlin eine Auswahl von 14 Spiel- und Dokumentarfilmen, die bereits auf zahlreichen hochkarätigen Festivals auf der ganzen Welt gezeigt wurden. Diese beeindruckenden neuen Produktionen aus ganz Lateinamerika zeigen die gesamte Bandbreite von Stilen, Techniken und Herangehensweisen, mit denen lateinamerikanische Filmemacher heute arbeiten. Einige dieser Regisseure sind erst kürzlich auf der Bühne der internationalen Festivalszene in Erscheinung getreten, haben jedoch für ihre Filme schon zahlreiche Auszeichnungen und hervorragende Kritiken erhalten.
Kulturzeitschriften 2.0
Das Portal Revistas culturales 2.0 dient als virtuelle Forschungsumgebung für Forscher und alle anderen Interessenten, die sich mit historischen Zeitschriften aus dem spanischsprachigen Kulturkreis beschäftigen. Während bisher die interaktiven und kollaborativen Technologien des sogenannten Web 2.0 vor allem zur Publikation von Gegenwartszeitschriften genutzt wurden, werden diese Technologien auf dem Portal Revistas culturales 2.0 dazu eingesetzt, um die Forschung zu historischen Kulturzeitschriften der Moderne, die bisher vorwiegend hermeneutisch orientiert war und sich auf die intensive Analyse ausgewählter einzelner Zeitschriften konzentrierte, zu bereichern und auf neue Wege zu führen. Die Aufgabe, die sich das Portal stellt, ist dabei einerseits, einen Überblick über aktuelle Digitalisierungsprojekte zu spanischsprachigen Kulturzeitschriften zu verschaffen, vor allem aber, zur Erforschung dieser Materialien mit neuen Instrumentarien und Werkzeugen der Digital Humanities anzuregen. In den Publikationen zu Netzwerkanalysen sowie einem Überblick der Bibliografie mithilfe des DARIAH-Geobrowsers können erste Ergebnisse vorgestellt werden.
Internationaler Nürnberger Menschenrechtspreis 2019
Am Sonntag, dem 21. Oktober 2018 hat die Jury des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises unter Vorsitz des Oberbürgermeisters der Stadt Nürnberg, Dr. Ulrich Maly, im Rathaus getagt und für die dreizehnte Verleihung dieser Auszeichnung folgende Entscheidung getroffen:
Der Preisträger ist Herr Rodrigo Mundaca aus Chile
Der Preis wird am Sonntag, dem 22. September 2019, im Nürnberger Opernhaus verliehen. Die Jury begründet ihre Entscheidung folgendermaßen:
Rodrigo Mundaca kämpft seit Jahren für den freien Zugang zu Wasser in der Region Petorca, nördlich von Santiago de Chile. Er ist Agraringenieur und arbeitet für die Organisation Movimiento de Defensa por el acceso al Agua, la Tierra y la Protección del Medioambiente (MODATIMA, Bewegung zur Verteidigung des Zugangs zu Wasser, der Erde und des Umweltschutzes) als deren Generalsekretär. Die Region Petorca, die Heimat von Rodrigo Mundaca, ist durch zahlreiche Wasserkonflikte zwischen Agribusiness-Unternehmen (hauptsächlich Avocados und Zitrusfrüchte für den Export) auf der einen Seite und lokalen Kleinbauern sowie der ländlichen Bevölkerung auf der anderen Seite gekennzeichnet. Neunzig Prozent der Wasserrechte sind in Chile privatisiert, was dazu führt, dass Unternehmen das Wasser aus den Flüssen, vor allem auf Avocado-Plantagen und in private Brunnen ableiten.
Dorf testet Zukunft: Wir brauchen euer Geld

Dorf testet Zukunft benötigt 6.2 Millionen, um den Versuch, das bedingungslose Grundeinkommen in einer Gemeinde ohne staatliche Hilfe für ein Jahr möglich zu machen, zu finanzieren.
Viele fragen, wie dieser hohe Betrag sich zusammensetzt, und das zu recht. Der Betrag ist eine Hochrechnung der benötigten Grundeinkommen für die 770 Teilnehmer:innen in Rheinau während eines Jahres. Die Arbeit der Teammitglieder wird nicht entlohnt und ist daher nicht Bestandteil dieser Summe.
Mach mit und sei Teil von diesem Pionierprojekt!
Hier geht es zu dem Spendenaufruf.
José Saramagos unveröffentlichtes Notizbuch publiziert
Dieses Buch, El cuaderno del año del Nobel, ist das Ergebnis einer zufälligen Entdeckung im Archiv von José Saramago und ist das letzte der von Saramago verfassten Cuadernos de Lanzarote. Ein Werk, das nie veröffentlicht wurde, weil es,
wie der Autor selbst auf der letzten Seite des Bandes, der den Jahren 1996-1997 entspricht, erklärt, auf der Festplatte des Computers haften blieb. Anlässlich des zwanzigsten Jahrestages der Verleihung des Nobelpreises erblickt das Tagebuch eines Jahres, das als eines mehr im Leben von Saramago begann, das Licht der Welt und wurde in seiner letzten Runde in ein außergewöhnliches Jahr umgewandelt. Der Band wird durch den Text der vier Konferenzen vervollständigt, die Saramago in jenem Jahr gehalten hat.
Museum Leonora Carrington eröffnet
Mit 63 Originalskulpturen, Zeichnungen, Lithographien, Fotografien, Wandteppichen und Masken fantastischer Wesen, die es noch nie zuvor zu sehen gab, öffnete das Leonora Carrington Museum in Xilitla am Freitagabend (19.10.) seine Pforten. Es ist das zweite Museum, das der Malerin und Schriftstellerin aus San Luis Potosí gewidmet ist. Dieser neue Raum (der andere befindet sich in der Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates), hat drei Ebenen, auf denen die Werke der Künstlerin verteilt sind. So wie dieser Ort, der aus drei permanenten und einer temporären Ausstellung, einem Lager und einer Cafeteria besteht, empfängt der Raum die Besucher mit „El abrazo“ (dt. Die Umarmung), da die Skulptur ins Zentrum gestellt wurde und es die erste ist, die wahrgenommen wird.
Damenwahl! 100 Jahre Frauenwahlrecht
Am 19. Januar 1919 war es soweit! Frauen durften in Deutschland zum ersten Mal wählen und sich wählen lassen: Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Zusammenbruch des Wilhelminischen Kaiserreichs setzte der Beschluss des Rates der Volksbeauftragten am 12. November 1918 die volle Beteiligung von Frauen am politischen Leben durch. Alle Frauen und Männer ab 20 Jahre konnten nun mit Abschaffung des Dreiklassenwahlrechts durch gleiche, geheime und direkte Wahl ihre Politiker/innen in die Weimarer Nationalversammlung wählen. Die Jahreswende 1918/1919 markiert einen bedeutenden Einschnitt in der deutschen Geschichte: Mit der Novemberrevolution wurde der Weg frei für die deutsche Demokratie und – damit eng verbunden – für die politische Gleichstellung von Frauen und Männern.
Das Historische Museum Frankfurt lenkt mit einer großen, ganz Deutschland in den Blick nehmenden Jubiläumsausstellung 2018/2019 die Aufmerksamkeit auf die Frauen, die zur Entstehung der Weimarer Republik und zur Einführung des Frauenwahlrechts 1918/1919 in Deutschland beitrugen. Die Schau richtet damit eine ganz besondere Perspektive auf die Jahre 1918/1919 – die Perspektive der Frauen am Beginn des 20. Jahrhunderts und ihre Forderungen, Erwartungen und Visionen.