Es ist nicht einfach, sich ganz genau und Schritt für Schritt daran zu erinnern, was man vor ein paar Tagen, gestern, vor einer Woche, vor einem Monat, geschweige denn vor über 30 Jahren getan hat. Aber wenn das Ereignis so vernichtend, so erschütternd war, dann bleibt manchmal sogar der kleinste Seufzer in Erinnerung.
Am 19. September 1985, um 7:19 Uhr, schlief ich noch in meinem Zimmer, als ich durch ein leichtes Rütteln und Knarren meines Bettes geweckt wurde und mich nur mit dem Rücken gegen die Wand lehnte. Die Bewegung wurde stärker, und erschien mir lang, sehr lang anhaltend. Schließlich hörte es auf und ich lag immer noch in meinem Bett, ehrlich gesagt, war ich einfach zu faul, aufzustehen, denn erst um 10 Uhr war Schulbeginn, es war also noch Zeit, dachte ich, als meine Schwester an die Tür meines Schlafzimmers hämmerte und mit Geschrei und wild gestikulierend Dinge sagte, die ich nicht verstand. Ich sagte zu ihr: „Beruhige dich, ich weiß, dass es gebebt hat, sei unbesorgt…“
„Ja Laura, aber die Stadt ist eingestürzt!“
„Die Stadt ist eingestürzt!“, eine Sprungfeder warf mich aus dem Bett, und ich rannte ins Wohnzimmer, wo meine Mutter und meine jüngere Schwester fernsahen, da bemerkte ich den Lärm, der in der Ferne zu hören war, Streifenwagen und umher rennende Menschen.
Mein Vater war früh zur Arbeit bei der Zeitung gegangen (unomásuno), zum Glück kam sein Anruf durch, und er konnte nur noch sagen „…alles ist in Ordnung, aber die Stadt…“, als das Telefon tot war, das Licht ausging und die Radioübertragung sehr schlecht war. Papa hatte sich angewöhnt, immer Batterien, Lampen und Kerzen zu Hause zu haben, und sich vor kurzem ein tragbares batteriebetriebenes Fernsehgerät mit Radio gekauft. Meine Mutter, die verzweifelt war, weil sie meine Großmutter telefonisch nicht erreichen konnte, aber gleichzeitig die Ruhe selbst ausstrahlte, konnte es sich nicht leisten, ein Nervenbündel zu sein, da sie ruhig sein sollte und auch musste. Das ist ein Punkt, den ich bei meiner Mutter immer bewundert habe: ihre Gelassenheit. Sie war immer gelassen, immer ruhig, ich habe nie erlebt, dass sie die Nerven verlor oder sich hinreißen ließ und hysterisch wurde.
Der Strom geht wieder an, wir schalten sofort den Fernseher ein, und was unsere Augen jetzt sehen, ist nicht das, was wir erwartet haben, und so erfahren wir das ganze Ausmaß des Ereignisses. Ein Erdbeben der Stärke 8.1 auf der Richterskala mit einer Dauer von zwei Minuten, eine zitternde und schwingende Ewigkeit. Es kann nicht wahr sein: Tlatelolco in Trümmern, Pino Suárez, Chabacano und die Geschichte seiner Näherinnen zu Boden gestoßen, das Hotel Regis gibt es nicht mehr. An diesem Punkt überholte die Realität unsere scheinbare Ruhe und unsere Anspannung löste sich bis hin zu den Tränen. Televisa Chapultepec in Schutt und Asche, und Javier arbeitete dort. Javier „el fofo“, wie wir ihn nannten, war ein guter Nachbar, der gerade seine ersten Gehversuche bei Televisa machte. Und klar, als wir hörten, dass das Hauptgebäude eingestürzt war, waren wir natürlich genauso erschrocken wie seine Mutter und erwarteten das Schlimmste.
Die Stunden vergingen sehr langsam, sie waren ewig, denn der Strom kam und ging, und es gab keine Nachrichten, dass es unseren Familienabgehörigen und unseren Freunden gut ginge. Hubschrauber überflogen die Straßen, es herrschte Chaos. Papa kam nicht zurück, und man gibt sich schließlich der Qual des Wartens hin. Onkel Benjamin, der Bruder meiner Mutter, kam mit seinem Fahrrad zu uns nach Hause, um sich zu vergewissern, dass es uns gut ginge. Als wir ihn sahen, stießen wir einen Seufzer der Erleichterung aus. Er erzählte meiner Mutter, dass die Stadt wie ein Schlachtfeld aussähe, in Trümmern, dass er sein Auto zurücklassen musste, weil die Straßen zerstört waren, dass es nirgendwo ein Durchkommen gab und dass es schneller war, mit dem Fahrrad zu Omas Haus zu kommen. Er brauchte etwa 10 Minuten, um zu Atem zu kommen und das Haus der Großmutter zu erreichen, da das Telefon noch immer nicht funktionierte.
Endlich kam Papa an, mit einem verwirrten, nervösen Gesichtsausdruck und einem trockenen Mund. Ich hörte, wie er zu meiner Mutter sagte: „…ich konnte nicht, ich konnte nicht helfen, die Menschen wurden zerquetscht, zertrümmert, es herrscht eine totale Zerstörung…“. Mein Vater sah schlecht aus, und auch wenn die Bilder im Fernsehen hart genug sind, in Wirklichkeit sind sie grausam. Die Nacht kam und mit ihr das erwartete Nachbeben, das die Stadt gänzlich zum Einsturz brachte und deutlich machte, dass niemand auf ein Erdbeben solchen Ausmaßes vorbereitet ist. Javier kam in der Nacht des Nachbebens nach Hause, blass und mit Tränen in den Augen, denn er hatte das Glück gehabt, dass er den Fernsehsender lebend verlassen konnte. Und bevor er sein Haus betrat, waren wir, die Nachbarn von Tulipán in Santa María la Ribera, auf der Straße, und als wir ihn sahen, konnten wir nicht anders, als vor Freude zu weinen, ihn wohlbehalten wiederzusehen. Diese freundschaftliche Umarmung vergisst man nie. In dieser Nacht schliefen wir mit der Angst vor einem weiteren Nachbeben, aber als der Morgen anbrach, war das, was folgte, ein Schulterschluss mit denjenigen, die alles verloren hatten, und ein Trost für diejenigen, die ihr Leben in der Schwebe sahen. Nachbarn kamen an unsere Tür und fragten, ob alles in Ordnung sei, andere von uns beteiligten sich an der Sammlung von Lebensmitteln, Konserven und lebensnotwendigen Dingen für die Opfer. In dem Viertel, in dem ich wohnte, stürzte ein Gebäude ein, in dem sich das berühmte Geschäft „El Sardinero“ befand, einige alte Häuser wurden schwer beschädigt und mussten aufgegeben werden. Inmitten der Tragödie kam die Güte auf und Duke an, ein wunderschöner Malteser, den das Erdbeben in unser Leben brachte.
Die Stadt muss weiterleben, und diejenigen von uns, die ein wenig oder viel dazu beigetragen haben, sie aus den Ruinen zu retten, müssen weitermachen, um sie trotz des herben Rückschlags majestätisch, geeint und vereint zu erhalten.
© Caballero, L.