Die parallelen Königreiche: Roman und Gewalt im heutigen Mexiko

Wenn man sich den aktuelle Stand der heterogenen und gewalttätigen Situation in Mexiko anschaut, kann man sich fragen, warum selbst die optimistischsten Stimmen über den früheren Übergang zur Demokratie die kriegerische, militarisierte Sprache des „Krieges gegen Drogen“ akzeptieren mussten, der schließlich zu einem Krieg mit geringer Intensität gegen die Gesellschaft selbst wurde. Können uns beispielsweise bestimmte zeitgenössische Romane etwas über eine Zeit erzählen, in der der Begriff des Künstlerischen in eine Krise der Erfahrung von Bedeutung angesichts des scheinbaren Unsinns dieser Gewalt geraten ist? Es ist notwendig, über den neugeschaffenen Platz nachzudenken, den Kunst und Literatur in einem Prozess der Gewalt einnehmen, der die Situation und das Funktionieren politischer Institutionen sowie die künstlerischen und ästhetischen Aspekte verändert.

Was waren die narrativen Antworten literarischer Genres wie des Romans auf die Krise der Repräsentation von Realitäten in Mexiko, die durch die verschiedenen Formen der Gewalt zu Beginn des 21. Jahrhunderts verursacht wurde? Zwei Arten des Erzählens könnten dazu dienen, eine Reflexion über dieses Thema einzuleiten. Zwei Romane, deren Erzähler die konkrete erzählerische Poetik festlegen, mit der Gewalt in diesem Genre dargestellt wird, mit ihren eigenen Erzählperspektiven, aber auch mit ihren Tönen und den entsprechenden Symbolisierungen, die jeder dieser Erzähler konstruiert. Da ist zum einen Las tierras arrasadas von Emiliano Monge (Random House, 2015), zum anderen Trabajos del reino von Yuri Herrera (Periférica, 2008).

In beiden Romanen kann man sofort ein hohes Maß an Symbolisierung der dargestellten Realität und der Gewalt erkennen, die einerseits das organisierte Verbrechen in seinem Zustand des „(König)Reichs dieser Welt“ und andererseits die Gewalt und selektive Vernichtung gegen die mittelamerikanischen Migranten auf mexikanischem Territorium als Geschichte einer quasi biblischen Perspektive in den verheißenen Ländern hinterlässt, aber gleichzeitig verwüstet.

Quelle: La Jornada semanal