Jenseits des Realismus

Wenn von den parallelen Königreichen die Rede ist, war Trabajos del reino von Yuri Herrera einer der ersten Romane, der mit einem Realismus brach, der direkt und hart war, und auf dem die Grundvoraussetzungen zunächst der narcoliteratura, und dann mit eben diesem Realismus, allerdings stark aufgeweicht und melodramatisiert, der narconovelas aufbauen. Eine Art, wie sich in Trabajos del reino dieser andere Beginn der Romanform angesichts der Gewalt des Drogenhandels, aber auch der gewalttätigen und widersprüchlichen Artikulation zwischen Staat, Markt und Gesellschaft in den Werken des Königreichs entfaltet, ist die Darstellung eines Erzählers, der von Beginn des Romans an dieses Reich symbolisiert, gerade indem er eine erzählte Welt konstruiert, die, obwohl von der Außenwelt ständig genährt, ihre eigenen Schlüssel, ihre Parallelität zur historischen Realität und ihre eigene Glaubwürdigkeit im Bereich des Absolutismus des organisierten Verbrechens erzeugt.

Möglich wird dies durch die Tatsache, dass dieser Erzähler ein Umfeld schafft, der dem des Mythos sehr ähnlich ist: das organisierte Verbrechen aus seiner eigenen Sicht als verschöntes Symbol, verstanden und figurativ als Palast dargestellt. Das konkrete Leben „innerhalb“ des Drogenhandels und seine Beziehungen von Macht, Unterordnung und Vernichtung werden zu einer permanenten Symbolisierung, in der die Figuren durch ihren Platz in dieser Monarchie des Verbrechens definiert werden. Gleichzeitig werden nicht nur die Hierarchien entdeckt, sondern auch die Möglichkeiten des Lebens und Sterbens; das Schicksal, das der König und seine Figur der absolutistischen Macht jedem Charakter verleiht, die Rolle, die sie in dieser palastartigen und kriminellen Farce spielen müssen, die ständig mythologisiert wird, entweder durch etwas, das dem Mythos der Offenbarung der Bedeutung und Mission einer Gesellschaft ähnelt, oder, am Ende des Romans, durch den Mythos der Flucht aus der brennenden Stadt, wo die Figur des Aeneas erklingt.

Durch den Erzähler wird die Fähigkeit zur Beobachtung, Reflexion, Zeugnis, Erfahrung und Bewegung des Charakters beschrieben, zuerst Lobo und dann der Künstler, um zu seiner Identifikation als Lobo zurückzukehren. Dies definiert die erworbene Identität des Charakters als Zeuge, wie sich sein eigenes Vasallenbewußtsein im Königreich und im Krieg zwischen den Königreichen selbst entfaltet; von beiden Bewegungen hängt auch die Bewegung der Identität ab, die die räumliche Grenze des Romans ermöglicht: außerhalb des Königreichs ist er Lobo, innerhalb des Königreichs ist er der Künstler, außerhalb wiederum Lobo. Es ist die Tätigkeit dieser Hauptfigur, zuerst als Kantor der Kantine und dann des Königreichs, des Hofes, der vom König selbst als Künstler benannt und getauft wurde, was ihm auch erlaubt, als Zeuge zu fungieren, zuerst des Höhepunktes und dann des Zusammenbruchs des Königreichs, um schließlich vor der Neuordnung dieser absolutistischen Macht zu fliehen, wenn der Krieg vorbei ist und alle auf der gleichen Seite stehen.

Was ist die politische, allegorische Lehre, die man in diesem Roman (dt. Abgesang des Königs) von Yuri Herrera findet? Dass das Reich des organisierten Verbrechens bereits die Monarchie einer Kriminalität parallel zur Macht des Staates oder der Gesellschaft, einer absolutistischen Tendenz ist und die alle Seelen regiert, auf denen seine Macht der Auswahl, Unterwerfung und Vernichtung beruht. Mehr noch, viele dieser Seelen wollen kooptiert werden, um die erhabene Erfahrung des Lebens, wenn auch nur für kurze Zeit, am Hofe zu leben und um die rituellen, wahnsinnigen und gewalttätigen Verhaltensweisen, die im Bereich des organisierten Verbrechens vorkommen, kennenzulernen und daran teilzunehmen; dies sind die Werke des Königreiches.

Quelle: La Jornada semanal