Juan Manuel Torres

Bild: academia.edu

Am 5. April 1938 wurde Juan Manuel Torres in Minatitlán, Veracruz, geboren. Als er zwei Jahre alt war, zog er mit seinen Eltern und seiner älteren Schwester nach Coatzacoalcos, wo seine Familie eine Bäckerei eröffneten. Sein Vater starb, als er noch ein Teenager war, und seine Mutter schickte ihn zum Studium nach Mexiko-Stadt an das Williams College. Torres besuchte die Oberschule am Instituto Vasco de Quiroga, und nachdem er Ausbildungen aufgegeben hatte, die ihn nicht interessierten, trat er 1959 in die Universidad Nacional Autónoma de México (UNAM) ein, um Psychologie zu studieren, die damals an der Facultad de Filosofía y Letras (Fakultät für Philosophie und Literatur) gelehrt wurde.

Pionier der Autofiktion in Mexiko, veröffentlichte Juan Manuel Torres nur einen Band mit Kurzerzählungen (El viaje, 1969) und einen Roman (Didascalias, 1970), bevor er im Alter von 42 Jahren bei einem Autounfall ums Leben kam. Die Originalität seines Werks und die Kühnheit seines autofiktionalen Ansatzes wurden damals von vielen nicht verstanden. Seine Reise ist die Reise der Suche: die mehrfache Reise durch die Welt, durch die Literatur, durch das Bewusstsein; sowohl um den anderen als auch um sich selbst zu entdecken. Die Suche nimmt verschiedene Formen an: man sucht eine Sprache, eine Form, einen Meister, eine Poetik. El viaje ist ein Buch mit mehreren Anfängen und Enden, ein Versuch, das Chaos zu ordnen, das die Erinnerung des Erzählers umgibt.

Dieser erste Band (von insgesamt vier) versammelt die Geschichten, aus denen El viaje besteht, sowie neun weitere, die in damaligen Kulturbeilagen veröffentlicht wurden, und eine unveröffentlichte Kurzerzählung. Alle werden von Fußnoten, verschiedenen Essays (seiner Zeit und von Zeitgenossen) und Zeugnissen seiner Familie begleitet. Es handelt sich also um eine „Rettungsausgabe“, die ein Werk für das literarische Erbe zurückgewinnen will, das bisher nicht genügend kritische oder redaktionelle Aufmerksamkeit erhalten hat.