Im Editorial der neuen Ausgabe der Lateinamerika Nachrichten (Nr. 545 – November 2019) wird die Reise von Jens Spahn nach Mexiko thematisiert, die er im September unternommen hatte, um Pflegefachkräfte anzuwerben. Dabei wird darauf hingewiesen, dass trotz der Betonung von Seiten der Bundesregierung, man wolle keinem Land die Fachkräfte entziehen, Deutschland trotzdem einem in puncto ausgebildeter Pflegearbeiterinnen unterversorgten Land sich an dem sogenannten Care Drain beteiligt. Dabei sollte der Pflege ein anderer Wert in unserer Gesellschaft zukommen und nicht zu einer Ware mutieren.
„Care-Arbeit, Sorge und Fürsorge im weitesten Sinn, gehört weltweit zu den am stärksten wachsenden Arbeitsbereichen. Die Lücke zwischen zu versorgenden Menschen und fürsorgenden Menschen wächst, im Jahr 2030 werden laut Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) 400 Millionen ältere Menschen auf Pflege angewiesen sein. Die Pflegekrise bekommt nun mehr Aufmerksamkeit, die Debatte darum berücksichtigt jedoch nur selten, dass die Doppelbelastung für Arbeiterinnen schon lange Realität ist. Die geschlechtliche Arbeitsteilung führt dazu, dass Emanzipation von reichen Frauen auch auf Kosten anderer Frauen geht. Die Eingliederung vieler Frauen in den Arbeitsmarkt führt also nicht zu einer gesamtgesellschaftlich gerechter verteilten Sorgeverantwortung, sondern gibt diese einfach an andere, ärmere Frauen weiter. So hüten Ecuadorianerinnen schon lange Kinder in Spanien und nun sollen auch Mexikanerinnen alte Menschen in Deutschland pflegen.“