So schrieb die Aktivistin Verónica Gago in ihren sozialen Medien, Lucha ama a victoria. In der neuen Ausgabe der Lateinamerika Nachrichten (Nr. 560 – Februar 2021) widmet sich die Redaktion in ihrem Editorial der kurz vor Jahresende 2020 zugestimmten Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen in Argentinien. „Die Zustimmung des argentinischen Parlaments vom 30. Dezember wird zurecht als historisch bezeichnet, denn sie ist der Erfolg und vorläufige Höhepunkt einer immer stärker werdenden feministischen Bewegung. Sie ist das Ergebnis eines unermüdlichen kollektiven Kampfes, der nach Jahrzehnten einen Meilenstein errungen hat. Einen Meilenstein, der in die Welt hinausstrahlt und vor allem beispielhafte Bedeutung für Zukunftsprojektionen der Kämpfe in der Region hat.“ Allerdings ist die legale Abtreibung zweifellos nur ein vorläufiger Höhepunkt, denn die legale Abtreibung ist nur ein kleiner Teil einer feministischen Agenda. „Die gesellschaftlichen Debatten im Vorfeld haben glasklar gemacht, dass hinter dem Recht auf Abtreibung der Wunsch nach einer anderen sozialen Ordnung ohne Patriarchat steht. Und das bedeutet mehr als nur Parität oder Repräsentation. […] Legal abtreiben zu können, betrifft nicht nur die Entscheidung, wer gebären will, sondern hinterfragt genau den „Kern dessen, was eine Frau als Bürgerin für den Staat bedeutet“, wie die Aktivistin Marta Dillón sagt. Es hinterfragt die Familie als Institution und die für jede*n klar definierten Geschlechterrollen, die unbezahlte Haus- und Sorgearbeit – die Grundlagen des Systems.“
In weiteren Themen beschäftigt sich die Ausgabe der Lateinamerika Nachrichten mit Venezuela und der dortigen schwachen Regierung und der noch schwächeren Opposition sowie direkt mit dem Wahlprozess von 06. Dezember 2020. Auch die Migrationsbewegung aus Mittelamerika als „Spiegelbild einer humanitären Krise“ und einem entsprechenden Beitrag vom Radio Proces in der Übersetzung von Anika Pinz wird thematisiert. Empfehlenswert ebenso der immer wieder als Thema aufgegriffene Kampf der Mapuche in Chile in Form eines Interviews mit Héctor Llaitul, dem Sprecher der radikalen Mapuche-Organisation Coordinadora Arauco Malleco (CAM), die sich in ihrem Kampf für Gerechtigkeit, Land und eine eigenständige Mapuche-Nation auf die großen Forst- und Wasserkraftunternehmen konzentriert und dabei immer wieder Sabotageaktionen verübt. Für Abonnenten gibt es in der aktuellen Ausgabe unter dem Titel Drei Tode für Gerechtigkeit ebenso einen Artikel über die Netflix-Doku „Die drei Tode der Marisela Escobedo“, welche von den Feminiziden in Ciudad Juárez in Mexiko an der Grenze zu den Vereinigten Staaten von Amerika erzählt.