In Chile wurde das erste digitale Archiv zur nationalen historischen Erinnerung eröffnet. Künftig soll dieses Erinnerungsarchiv einen nationalen wie internationaler Bezugspunkt zum Thema Erinnerung und Menschenrechte darstellen und verfolgt vorrangig das Ziel, bereits vorhandene Kulturprojekte und Erinnerungsorte zu registrieren, zu systematisieren und einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Damit entsteht ein nationales Verzeichnis, um Gedenkstätten sichtbar zu machen und sie zu geolokalisieren. Eine Dokumentensammlung soll historische Erinnerung noch stärker bekannt machen und lebendig halten, damit sich Geschehnisse dieser Art niemals wieder ereignen. Dies kann die Erinnerung an die Opfer der Diktatur sichtbar machen, da diese Plattform es erlauben soll, die Wahrheit zu erfahren, die Arbeit von Menschenrechtsorganisationen kennenzulernen und Bildungsprogramme zu dieser Thematik zu entwickeln. Auch einschlägige Organisationen aus der Zivilgesellschaft werden sich mit ihren Aktivitäten und Netzwerken einbringen können, so dass das Archiv ständig aktualisiert und vervollständigt werden kann.
Das Projekt ist außerdem in den Rahmen der definierten Ziele und Aktivitäten des nationalen Menschenrechtsplans eingebettet. Hierbei orientiert sich die Plattform bei dem Aufbau des Katasters der Gedenkstätten an der Definition der Interamerikanischen Menschenrechtskommission (IACHR), welche im Rahmen der Resolution 3/2019 unter dem Titel “Principios sobre Políticas Públicas de Memoria en las Américas” veröffentlicht wurde. Dort werden unter Gedenkstätten all jene Orte verstanden, an denen schwere Menschenrechtsverletzungen begangen oder solche Verletzungen erlitten wurden, wo gegen Menschenrechtsverletzungen Widerstand geleistet wurde oder die aus irgendeinem Grund von den Opfern oder den lokalen Gemeinschaften als Gedenkstätte für diese Ereignisse angesehen werden. Die Gedenkstätten sollen genutzt werden, um traumatische Prozesse zu überdenken, zu überwinden und zu vermitteln, und/oder um den Opfern Tribut zu zollen und Wiedergutmachung zu leisten. Dadurch lassen sich die Gedenkstätten in drei Kategorien einordnen:
1. Die Orte, an denen Menschenrechtsverletzungen begangen wurden, sind hauptsächlich diejenigen, die im Nationalen Bericht über politische Gefangenschaft und Folter festgestellt wurden. 2. Die Orte, an denen Menschenrechte verteidigt wurden, ist ein erster Versuch, die Vielfalt der Orte zu systematisieren, an denen Menschenrechtsverletzungen verteidigt und Widerstand geleistet wurde. Dieses Kataster startet mit acht Beispielen in der Metropolregion von Chile. 3. Die Orte des Gedenkens, verstanden als Mahnmale und Momente, die ein Abbild der Gedenkstättenpolitik des ganzen Landes darstellen.