Elena Garro – La reina de espadas

Quelle: Penguin Random House

Die Figur von Elena Garro (1916-1998) hat inzwischen die vereinfachende Dichotomie überwunden, die sie bisher dämonisierte oder zum perfekten Opfer machte. Dabei ist sie weder das eine noch das andere, sondern eine vielschichtige Frau, schillernd und voller Widersprüche. Die Biografien von Rafael Cabrera und Emiliano Ruiz Parra haben viel dazu beigetragen, mit der manichäischen Vorstellung aufzuräumen, die von Elena Garro bisher vorherrschte: Es gab diejenigen, die sie komplett verteufelten oder als verrückt abstempelten, um sie loszuwerden, oder diejenigen, die sie idealisierten und zu einer Märtyrerin machten. So zumindest sieht es Jazmina Barrera, Autorin von La reina de espadas, einer Biografie über die Romanautorin und Dramatikerin Elena Garro. Garro war eine äußerst mitteilsame Persönlichkeit, die neben Tanz und Theater vor allem Literatur in fast allen Genres verfasste, und Gedichte, Theaterstücke, Essays, Memoiren, Romane sowie Kurzerzählungen schrieb.

La reina de espadas befasst sich mit Elena Garros Sicht auf die Zeit, die eines der großen Themen in ihrem Werk ist. Dabei ist in Garros literarischem Schaffen ihre Anprangerung der physischen und psychischen Gewalt gegen Frauen sowie deren intellektuelle Unterdrückung beeindruckend. Es gibt Geschichten von einer brutalen Grausamkeit, die auch heute noch überraschen, da sie äußerst brutal sind. Garro kämpfte hart dafür, dass Frauen sich artikulieren können, dass sie eine Ausbildung erhalten. All das ist in ihrem Werk sehr präsent, auch wenn sie es nicht Feminismus nannte und sie sich nie als Feministin bezeichnete. Jazmina Barrera wiederum nahm sich vor, kleine Vignetten zu konstruieren, die ein multiples Bild von Elena Garro zeichnen. Auch ist La reina de espadas ein Buch, das viel mit dem Format zu spielen versucht: Es gibt Fragmente in chronologischer und thematischer Reihenfolge, Listen, Gedichte, sowie erlesene Leichen. Im Exil lebte Garro das Leben einer Hexe: isoliert mit ihrer Tochter, ihren Katzen, in großer Armut, beim Lesen des Tarots, der Hand, der Sterne. Diese Formate, die Garro benutzte und die Teil ihres Lebens waren, versucht Barrera in ihrem Buch mit einzubeziehen.

Elena Garro hatte in ihrem Leben nicht viele Freunde. Dies ist klassisch für die damalige Zeit, denn die literarische Welt war eine Männerwelt, und wenn sie auffallen wollte, musste sie sich dem Club de Toby anschließen. Mit den Persönlichkeiten der damaligen Zeit, Rosario Castellanos oder Remedios Varo, die eher dem Freundeskreis von Octavio Paz entsprachen, war das Verhältnis schlecht. Nur Elena Poniatowska, die jünger war, schrieb schöne Dinge über Elena Garro, und es handelte sich um eine Beziehung der Bewunderung.

Nicht zuletzt hebt Jazmina Barrera auch Elena Garros wichtige Facette als Journalistin hervor, in der sie eine ganze Reihe von Interviews mit Tänzern, Opernsängern, usw. führte, und auch u. a. den eindrücklichen Artikel ‚Mujeres perdidas‘ (Verlorene Frauen) schrieb, für den sie selbst in einem Frauengefängnis inhaftiert war und über die täglichen Erfahrungen, die Misshandlungen und Menschenrechtsverletzungen berichtete. Ihre Kritik war so wichtig, dass die Direktorin des Gefängnisses entlassen wurde. Barrera entdeckte die unterschiedlichen Ansichten vieler Menschen über Garro und die eigenen Beobachtungen der Schriftstellerin durch ihre Tagebücher, Briefe und Werke. Nach ihrer Ansicht wirft das Schreiben, welches sehr autobiografisch ist, ein großes Licht auf das Leben von Elena Garro.