Friedensprozess für Wallmapu und den chilenischen Staat

Carta abierta “Contra la violencia racista en la Araucanía”

Dass in den Provinzen Arauco, Malleco und einem Teil von Cautín, dass in La Araucanía und im Süden des Biobío, dass im Wallmapu ein Konflikt herrscht, ist für niemanden ein Geheimnis. Mehr oder weniger mit der bitteren Realität verbunden, wird dies schon in der Schule unterrichtet, egal in welcher Region man sich befindet. In den genannten Gebieten herrschen Diskriminierung und Angst, aber auch Verzweiflung aufgrund der Ineffizienz des Staates und der Armut. Nachrichten über Konfrontationen und Ereignisse der Ausgrenzung und Segregation sind an der Tagesordnung. Aber es gibt auch viele Geschichten der Zusammenarbeit, der Integration, der Entwicklung und der Träume von einem multikulturellen und friedlichen Territorium.

Was aber an diesem Wochenende in Curacautín, Victoria und Traiguén und allgemein in La Araucanía in den letzten Monaten geschieht, kann nur geschehen, wenn der chilenische Staat nicht oder zu spät kommt oder den Konflikt nur aus einer Perspektive angeht, anstatt eine umfassende Lösung zu suchen: Terrorismus, Kriminalität, Geld, Land, Drogenhandel oder Holzdiebstahl.

Sich weiterhin nur auf die Suche nach der Verantwortung für Konfliktereignisse oder Mikroprozesse zu konzentrieren, ist unproduktiv und sogar schädlich. Das sperrt jene in eine endlose Spirale, die schuldig sind, und sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht. Diese Dynamik hat es nur geschafft, das Schlimmste von Polizeipraktiken, politischen Strategien, Reaktionen der Landbesitzer und der politischen Führung zu zeigen, die nur Menschen sind, welche eine gerechte Sache beschmutzen und legitime Sorgen und Ängste schüren.

Vergleichbare Erfahrungen mit Konfliktlösungen dieser Art haben gezeigt, dass es zur Erreichung eines dauerhaften und stabilen Friedens notwendig ist, sich zusammenzusetzen, um Friedensverhandlungen zu führen, ohne Vorurteile und ohne Einschränkungen. Wo alle Optionen auf dem Tisch liegen können, mit allen Anführern (nicht nur mit den Führern der wichtigsten Parteien, sondern vor allem auch mit denen, die einen gewaltsamen Weg gefördert haben), um einen gut durchdachten und vollständigen Prozess durchzuführen. Auch wenn dieser Prozess Jahre dauert, muss er alle Akteure der Zivilgesellschaft, insbesondere die Opfer, mit internationaler Beratung und Beobachtung einbeziehen und auf neutralem Boden durchgeführt werden. Mit anderen Worten muss ein Friedensprozess gefördert werden, bei dem „Pläne“ und „runde Tische“, „Programme“ und „Gipfeltreffen“ aufgegeben werden müssen, die nur einmalige Ereignisse oder festgelegte Zeitpläne mit allgemeinen und je spezifischen Zielen, jeder mit seinem eigenen Indikator, die erfüllt und ausgeschöpft sind, berücksichtigen. Auch Einzelinitiativen von Politikern in Form umfangreicher, privat ausgearbeiteter Vorschläge sind, obwohl sie edel und gut vorbereitet sind, nicht nützlich, auch wenn sie äußerst wertvolle Überlegungen für den Prozess darstellen.

Ebenso wird, wenn mit eiserner Faust, Militarisierung, Unterdrückung, Dschungelkommandos, mit Einführung von Geld auf anorganische Weise und nur, um spezifische Bedürfnisse zu flicken, weitergemacht wird, die Konfliktspirale, in der sich dieses Gebiet befindet, nur noch weiter vertieft, was leider so nicht ohne weiters beendet werden kann. Auch geht es nicht darum, öffentliche politische Strategien anzuwenden, die in anderen Ländern erfolgreich waren. Der richtige Weg, der zu einer friedlichen multikulturellen Koexistenz führt, ist derjenige, der die Schaffung und das Funktionieren eines organischen Bündels öffentlicher Politiken ermöglicht, die als Gesellschaft vereinbart, akzeptiert, und zu dem sich alle verpflichtet haben, die spezifisch für das Land und insbesondere für das Territorium sind und das Ergebnis eines Prozesses des horizontalen und offenen Dialogs darstellen. Wer ist also bereit, einen umfassenden Friedensprozess für Wallmapu und den chilenischen Staat zu fördern?