Le pays des autres

Bild: Gallimard

Der erste Band der neuen Trilogie von Leïla Slimani erzählt von Mathilde, einer Elsässerin, und Amine, einem marokkanischen Offizier, die kurz nach dem Krieg heiraten und sich in der Nähe von Meknès in Marokko niederlassen. Im Land der anderen leben beide: Nicht nur die Französin, die sich bald damit abfinden muss, dass viele der ihr absurd erscheinenden Regeln hier für Männer und Frauen in unterschiedlicher Weise gelten. Ebenso Amine, der von den Besatzern nur „Mohammed“ genannt oder herablassend geduzt wird. Während Amine versucht, ein Anwesen mit felsigen und undankbaren Böden zu erschließen, fühlt sich Mathilde bald durch das raue Klima Marokkos erstickt. Allein und isoliert auf dem Bauernhof mit ihren beiden Kindern leidet sie unter dem Misstrauen, das sie als Ausländerin hervorruft, und dem Geldmangel.

Wird sich die harte Arbeit des Ehepaares auszahlen? Welchen Druck dies auf eine Ehe ausübt, und was es für eine Familie bedeutet, in einer revolutionären Situation keinem der beiden Lager anzugehören, schildert Slimani in einem sehr subtilen Sinn für die Erzählung.

Der erste Band ihrer Familiensaga, die die marokkanische Geschichte in drei Abschnitten von jeweils zehn Jahren zwischen 1945 bis 2015 erfasst, soll im Frühjahr 2021 bei Luchterhand auf Deutsch erscheinen. Wer „Dann schlaf auch Du“ gelesen hat (fr. „Chanson douce“ hat sich allein in der französischen Fassung mehr als eine Million Mal verkauft und ist prominent verfilmt worden), darf sich schon jetzt darauf freuen.