Los Halcones

Foto: Archiv El Universal

Heute, am 10. Juni 2021, jährt sich zum 50. Mal die Unterdrückung der Studenten, die sich auf der Avenue Calzada México-Tacuba in Mexiko-Stadt versammelten, um von der Regierung unter Luis Echeverría Álvarez (1970-1976) politische Freiheit zu fordern. In der näheren Umgebung der Benemérita Escuela Nacional de Maestros gingen an diesem Tag Studenten der Universidad Nacional Autónoma de México (UNAM) und des Instituto Politécnico Nacional (IPN) auf die Straße, um vom damaligen Präsidenten Luis Echeverría neben der politischen Freiheit die Demokratisierung des Bildungswesens zu fordern. Es war die erste große Studentendemonstration nach den Ereignissen, die drei Jahre zuvor (1968) in Tlatelolco stattgefunden hatten. Die friedliche Demonstration endete in einem Massaker, als die paramilitärische Gruppe „Los Halcones“ das Feuer eröffnete, um die Studenten zurückzudrängen, wobei es mindestens 120 Tote, viele Vermisste und etwa fünfhundert Verletzte gab.

Ende der 1960er Jahre legten Professoren und Studenten der Universidad de Nuevo León (UANL) ein verfassungsgebendes Gesetz vor, das eine paritätische Leitung der Universität vorsah. Dank dieses Gesetzes wurde Héctor Ulises Leal Flores im Jahr 1971 zum Rektor ernnnt. Da die Regierung gegen dieses Gesetz war, reduzierte sie die Budgets und zwang den Universitätsrat, ein neues Gesetz zu verabschieden, das die Autonomie der Universität aufhob. Daraufhin gingen die Studenten auf die Straße, um ihre Unzufriedenheit zu demonstrieren, und diejenigen, die Teil des Studentenausschusses waren, baten die anderen Universitäten des Landes um ihre Unterstützung. Sowohl die UNAM als auch die IPN reagierten und beschlossen, sich zu beteiligen und am 10. Juni 1971 eine große Demonstration abzuhalten. Der Protestmarsch sollte in der Nähe des Casco de Santo Tomás, wo sich das Rektorat des IPN befindet, beginnen und dann über die Calle Carpio in Richtung der Calzada México-Tacuba gehen. Als die friedlichen Demonstranten jedoch die Avenida de los Maestros hinuntermarschierte, eröffneten die sogenannten „Falken“ das Feuer auf die Studenten von oben. Aus diesem Grund ist dieses Massaker auch als „Halconazo“ bekannt.

Das Massaker gilt als eine der gewalttätigsten Episoden des „schmutzigen Krieges“ der mexikanischen Regierung gegen politische und bewaffnete Oppositionsbewegungen zwischen den späten 1960er und frühen 1980er Jahren. Ebenso bekannt ist dieses Ereignis auch unter dem Name „La matanza del Jueves de Corpus“ (Fronleichnam) und wird in dem Film „Roma“ von Alfonso Cuarón ebenfalls thematisiert. „Los Halcones“ waren Mitglieder einer paramilitärischen Gruppe, junge Männer, die aus den marginalisierten und gewalttätigen Vierteln der mexikanischen Hauptstadt rekrutiert und vom mexikanischen und US-Militär Ende der 1960er Jahre ausgebildet worden waren. Sie schossen junge Demonstranten nieder, die um ihr Leben rannten. Trotzdem endete die Verfolgungsjagd erst nach Stunden, wobei gleichzeitig bewaffnete Männer die Ärzte und Krankenschwestern in den Notaufnahmen der Krankenhäuser einschüchterten: Sie durften die verwundeten Demonstranten nicht behandeln. Nach Angaben der Organisation für Menschenrechte, der Comisión Nacional de Derechos Humans (CNDH) , war demnach das Ziel der Regierung nicht, die Demonstration aufzulösen, sondern das eigentliche Ziel war es, zu töten.

Leider ist das Ereignis auch fünfzig Jahre nach der brutalen Aggression nicht abgeurteilt worden. Luis Echeverría Álvarez, der damalige Präsident Mexikos, wurde 2009 mangels handfester Beweise juristisch von jeglicher Schuld freigesprochen, und auch die tatsächliche Zahl der getöteten, vermissten oder verletzten Menschen ist bis heute unbekannt. Die offizielle Zahl lautete 120 Tote und Hunderte von Verletzten, darunter Studenten, Zivilisten sowie Berichterstatter der nationalen und internationalen Presse.

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