In der Zeitschrift zu hispanischer Literatur INTI Nr. 91-92 (April 2020) ist eine Rezension des Buches El hombre de Rupak Tanta von Melacio Castro Mendoza erschienen. Darin klärt Segundo Wilson Cabrera García zunächst die Herkunft der Worte Rupak und Tanta, die den Menschen an erster Stelle stellen und ins Spanische übersetzt soviel wie „der Mann des heißen Brotes“ bedeuten. Der Name des Protagonisten, Pureq Kañiwa, zeugt auf hyperbolische Weise, also in besonderer Rhetorik einen Ausdruck übertreibend, den überzeugend kulturellen Anspruch des Romans. Geschrieben zunächst in der ersten Person, wird dieser Ich-Erzähler im weiteren Verlauf zu einem Erzähler in der dritten Person. Die Ereignisse, die er erzählt, beginnen am Ufer eines Sees in einem Park, oder besser im Stadtgarten in Essen, einer Metropole im Ruhrgebiet. Als Meister des Geschicks und mit viel Fingerspitzengefühl lässt der Autor seinen Protagonisten Berge, Täler, Flüsse und andere schwierige geographische Strecken überqueren. Dessen Heimatdorf wurde durch die Unbilden der Witterung verschüttet. In Erinnerung an diesen Ort nimmt jener sich vor, ein neues Rupak Tanta zu gründen, welches als neue Welt entworfen ist. Im alten Rupak Tanta lebten oder leben auf jeden Fall drei Welten gleichzeitig zusammen.
Zu den dabei eingesetzten Synergien gehören:
— Die Harmonie der Welt da oben (Mundo de Arriba)
— Die Dunkelheit, die dazu bestimmt ist, das Licht der Welt da unten (Mundo de Abajo) zu sein, und
— Die Vielschichtigkeit der Welt im Hier und Jetzt (Mundo de Aquí).
Pureq Kañiwa sagt uns, dass die Welt im Hier und Jetzt zur Korruption, zu den Niederträchtigen und zu den Profanen gehört. Sie begründet und rechtfertigt sich auf dem Unmenschlichen und Ordinären. Dagegen trägt Pureq Kañiwa immer ein Buch in seinem Rucksack: »Das Kapital« von Marx. Daher fragt sich Cabrera García: Ist er oder ist er nicht marxistisch?
Castro Mendoza entführt uns aus einer harten in eine magische und geheimnisvolle Welt, der es dank der geliebten Frau weder an Eleganz noch an Romantik mangelt. Von dieser Frau, die ihn befreite, erzählt Pureq Kañiwa: »Das Licht der Frau, die mich in der Verheißung der Liebe noch immer erwartet, riss mich aus den Händen der Tyrannen«. In seinem Text spielt der Autor mit Zahlen, indem er eine unterhaltsame Mathematik betreibt. Sein Protagonist durchschreitet sieben Etappen, sieben Türen und sieben verschiedene Szenarien. Mit Geschick erzählt er von dem Sittenverfall, der in der Welt im Hier und Jetzt vorherrscht. Er entwickelt und rechtfertigt aus seinem Schreiben heraus die Existenz einer anderen imaginären Welt, eines Spiegels der Welt da unten, die er zu erreichen trachtet. Die Welt im Hier und Jetzt entsetzt Purek Kañiwa, als er hört, wie Juancho, ein Gefangener mit dem Spitznamen „die Sieben“, finsterer Mörder seiner sieben Frauen, von seinen schrecklichen Taten berichtet. Gegen die Welt im Hier und Jetzt sieht er die Welt da unten als »eine neue Republik (in der) wir die Umwandlung von Dunkelheit in Licht erleben werden«.
Purek Kañiwas unaufhörliches Streben nach dem neuen Rupak Tanta konkretisiert sich, indem er die Tiefen des Essener Stadtgartens idealisiert, in dessen Tiefen sich das Versprechen des Eintritts in ein solches „Paradies“ verbergen würde, in dem niemand seine Seele oder seinen Körper für Geld verpfänden sollte. Dieser Ort ist denen fremd, die für Geld oder Waffen sogar die Liebe kaufen oder zu kaufen versuchen. Im neuen Rupak Tanta ist der Mensch im Wesentlichen ein Wesen der Zuneigung und des gegenseitigen Wertes von Gerechtigkeit und Frieden. Damit endet dieses Argument, das um die Zahl sieben herum entwickelt wurde. Ein Teil der Schlussphase des Buches ist die Szene, in der das Brautpaar, Pureq Kañiwa und La Luna, das neue Rupak Tanta gründen werden. Der Leser ist eingeladen, Teil dieser neuen Republik zu werden.
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