Mehr als dreißig Jahre nach den Ereignissen legt Vanessa Springora mit Le consentement (2020) ein Buch vor, das mit einer verblüffenden Klarheit und in einer bemerkenswerten Sprache geschrieben ist. Sie schildert darin den unerbittlichen Prozess der psychischen Manipulation und die erschreckende Ambiguität, in die das willige, liebende, sehr junge Opfer versetzt wird. Doch über ihre individuelle Geschichte hinaus hinterfragt sie auch ein Stück weit die Verirrungen einer Epoche und die Selbstgefälligkeit eines Milieus, das von Talent und Ruhm geblendet ist.
„Schreiben war bestimmt das beste Heilmittel, um meine Wut ein für alle Mal zu befriedigen und mir dieses Kapitel meines Lebens wieder anzueignen. Viele Menschen haben mir das im Laufe der Jahre schon nahegelegt. Andere hatten im Gegenteil versucht, mich in meinem eigenen Interesse davon abzubringen.“
Das Buch ist auch auf Deutsch in der Übersetzung von Hanna van Laak im Blessing Verlag unter dem Titel Die Einwilligung erschienen und zeigt die Macht eines charismatischen Mannes, der aufgrund der fehlenden Intervention seines Umfeldes seine Neigungen ausleben und zu seinem eigenen Vorteil bis ins kleinste Detail ausschlachten kann. Dennoch reflektiert Springora zumindest ansatzweise aber auch die Beweggründe eines derart manipulativen Verhaltens.