Verlorenes Manuskript der Inkas

Bild: Biblioteca Nacional del Perú

Durch die Erzählungen von Justo Apu Sahuaraura Inca lässt sich ein Teil der Geschichte Perus nachvollziehen. Nach mehr als einem Jahrhundert des Verschwindens hat die Nationalbibliothek von Peru (Biblioteca Nacional del Perú, BNP) nach intensiven Verhandlungen das Manuskript Recuerdos de la monarquía peruana o bosquejo de la historia de los incas zurückerhalten, das am 20. Februar im Rahmen des von der Institution organisierten Programms für Geschichte und peruanische Kunst 2020 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Der Wert dieses Dokuments aus dem Jahr 1838 ist unschätzbar. Sahuaraura Inca war einer der großen Forscher des 19. Jahrhunderts, dessen Arbeit der Rettung des Inkagedächtnisses gewidmet war. Der Autor konsultierte die – heute verblichenen – Dokumente jener Zeit, anhand derer er die Anfänge der peruanischen Kultur bis zur Ankunft der Spanier darstellte.

Das Material umfasst neun bibliographische Einheiten und wird derzeit durch die BNP aufbewahrt und digitalisiert. Es beinhaltet Informationen über den Inka Garcilaso de la Vega während der Ankunft und der spanischen Kolonisierung, sowie eine Reihe von Berichten über den Einzug der Spanier in Cusco. Darüber hinaus enthält es Einzelheiten über die Rebellion von General Ollantay, die tragische Komödie “Los rigores de un Padre y generosidad de un Rey” sowie Notizen zur Chronologie der Inkas und zu den Erinnerungen an die peruanische Monarchie. Das Manuskript wurde am 5. November 2019 dem peruanische Generalkonsulat in São Paulo für die BNP übergeben, nachdem es während des Pazifikkrieges (1879-1883) verschwand.

Justo Apu Sahuaraura Inca (1775-1853) war ein gläubiger Mann, bedeutend für die peruanischen Unabhängigkeit und ein Mitglied des indigenen Adels von Cusco. Er war ein Nachfahre mütterlicherseits des Inka-Kaisers Huayna Cápac (1493-1525) und des Prinzen Cristóbal Paullo Inca (1518-1549) und nannte sich selbst „den letzten Nachkommen der kaiserlichen Linie der Inkas“. Genauso wie Garcilaso de la Vega präsentierte und sehnte er sich nach einer idyllischen Inka-Welt, was aber nichts an der Tatsache ändert, dass er assimiliert an die westliche christliche Kultur lebte, die die Spanier mitbrachten. Seine Feder hat allerdings dazu beigetragen, die Erinnerung an die Andenwelt unter der Inka-Administration aufrechtzuerhalten.

Quelle: BNP