In der neu erschienenen Ausgabe der Lateinamerika Nachrichten (Nr. 543/544 – September/Oktober 2019) ist eines der dominierenden Themen die Waldbrände in Amazonien. Einer der Beiträge stellt unter dem Titel „Amazoniens lange Nacht“ die These auf, dass die Waldbrände in Südamerika System haben. Demnach sollen gigantische Infrastrukturprojekte „in Amazonien die weitere Expansion der Agrarindustrie und des Bergbaus ermöglichen“. Dafür soll zunächst der Wald gerodet werden, wonach dann alles abgebrannt wird, um schließlich auf den frei gewordenen Flächen für den Export zu produzieren. Demnach sind Waldbrände in Amazonien „Ausdruck einer tiefergehenden systematischen Zerstörung“.
Im Editorial der neuen Ausgabe wird unter dem Titel „Es brennt“ zunächst an die im Jahr 2007 beschlossene Yasuní-ITT-Initiative erinnert, die aufgrund der fehlenden Kompensationszahlungen der Indistrienationen von dem ecuadorianischen Präsidenten Rafael Correa bereits 2013 für gescheitert erklärt wurde. „Die Appelle der indigenen Bevölkerung zur Erhaltung ihres Lebensraums waren damals offenbar nicht so wirkungsvoll wie jetzt die Bilder des brennenden Urwalds.“ Anschließend wird auf die Scheinheiligkeit und den Opportunismus der deutschen Regierungsparteien eingegangen und aufgezeigt, dass Bolsonaro offenkundig nur auf Druck einlenkt und wenigstens „mit kosmetischen Maßnahmen“ reagiert hat, nachdem Frankreich und Irland angekündigt haben, das EU-Mercosur-Abkommen zumindest vorerst nicht zu ratifizieren.
Auch die „Doppelmoral von Evo Morales“ wird in einem weiteren Artikel beleuchtet. Denn nicht nur Brasilien ist von den aktuellen Waldbränden betroffen, auch in Bolivien werden durch die Waldbrände mehr als eine Million Hektar Land zerstört. Dies wirft kein gutes Licht auf den Präsidenten, obwohl er sich gerne als Verteidiger der Pachamama inszeniert, denn erst durch seine Politik konnte es überhaupt so weit kommen, so Umweltschutzorganisationen.
Neben dieser ganz aktuellen und die ganze Welt betreffenden Katastrophe ist aber noch ein anderer Artikel in der Neuausgabe der Lateinamerika Nachrichten wohl von großer Bedeutung: „Überraschung in Zeiten der Militarisierung“ von Anne Haas. Sie beleuchtet die Erweiterung des Einflussgebietes der Zapatistas im Süden Mexikos ohne irgendwelche Kampfhandlungen. „Und das, während sich die Konflikte um den Ausbau von Wirtschaft und Tourismus zuspitzen. Die Haltung des seit Dezember 2018 amtierenden Präsidenten Andrés Manuel López Obrador (AMLO) dazu ist nicht eindeutig.“
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