Colonia Dignidad – Aus dem Innern einer deutschen Sekte

Bild: WDR

Colonia Dignidad – eine deutsche Sekte am anderen Ende der Welt, die Menschlichkeit versprach und in der Unmenschliches geschah. Exklusiv erzählt durch das „Archiv der Hölle“ und Schilderungen aus dem Innern. Der selbst ernannte Prediger Paul Schäfer aus Bonn schart im Nachkriegsdeutschland Anhänger um sich – es sind Menschen auf der Suche nach Frieden, Hoffnung und Wohltätigkeit. Zunächst im kleinen Örtchen Gartow an der Elbe, dann in Heide bei Siegburg. Hier gründet die Gemeinschaft ein Jugendheim, das ein gottesfürchtiges Leben verspricht. 1961, im Schatten des Kalten Krieges, wandert die Gemeinschaft nach Chile aus. Rund 350 Kilometer südlich von Santiago, fernab aller Zivilisation, gründen sie die Colonia Dignidad, die „Kolonie der Würde“, und wähnen sich im Paradies. Inmitten unberührter Natur bauen sie innerhalb kurzer Zeit ein deutsches Musterdorf auf, mit Werkstätten, Landwirtschaft, Viehzucht und einem Krankenhaus für die notleidende chilenische Bevölkerung. Ein Vorbild an Solidarität und Aufrichtigkeit, so scheint es. Paul Schäfer jedoch verfolgt eine eigene Agenda. Er, der in Deutschland wegen Kindesmissbrauch gesucht wird, etabliert in Chile ein rigides System: Er zerstört Familien und lässt sein Anhänger bis tief in die Nacht arbeiten und beten. Jeder Widerstand wird im Keim erstickt. Doch dann wird Schäfer bei einem Jagdunfall lebensgefährlich verletzt.

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Ganz nebenbei eine Autobiographie

Bild: rowohlt

„Ganz nebenbei“ ist Woody Allens weitgespannter Rückblick auf das eigene Leben und Werk. Er zeichnet die Stationen seiner Karriere auf der Bühne, vor und hinter der Kamera und als Autor nach und gibt Auskunft über seine Jugend, über Familie und Freunde wie über die Lieben seines Lebens.

Soweit die Verlagsankündigung bei rowohlt, der als Erscheinungsdatum den 07.04.2020 angibt. Nun gibt der Verlag Hachette bekannt, wegen der Missbrauchsvorwürfe gegen Woody Allen habe er entschieden, die umstrittene Autobiographie des US-Filmemachers doch nicht zu veröffentlichen. Allen werde die Rechte an „Apropos of Nothing“ zurückerhalten. Und dem schließt sich offensichtlich auch rowohlt an, denn neben der Ankündigung des Erscheinungsdatums steht jetzt: „Dieses Buch wird auf unbestimmte Zeit verschoben“, obwohl die Vorwürfe gegen Woody Allen bisher nicht gerichtlich geklärt oder gar bestätigt wurden. Dass Allen die Anschuldigungen bis heute kategorisch abstreitet, es nie zu einem Gerichtsverfahren kam und dass Aussage gegen Aussage steht, spielt dabei wohl eher keine Rolle.

Verlorenes Manuskript der Inkas

Bild: Biblioteca Nacional del Perú

Durch die Erzählungen von Justo Apu Sahuaraura Inca lässt sich ein Teil der Geschichte Perus nachvollziehen. Nach mehr als einem Jahrhundert des Verschwindens hat die Nationalbibliothek von Peru (Biblioteca Nacional del Perú, BNP) nach intensiven Verhandlungen das Manuskript Recuerdos de la monarquía peruana o bosquejo de la historia de los incas zurückerhalten, das am 20. Februar im Rahmen des von der Institution organisierten Programms für Geschichte und peruanische Kunst 2020 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Der Wert dieses Dokuments aus dem Jahr 1838 ist unschätzbar. Sahuaraura Inca war einer der großen Forscher des 19. Jahrhunderts, dessen Arbeit der Rettung des Inkagedächtnisses gewidmet war. Der Autor konsultierte die – heute verblichenen – Dokumente jener Zeit, anhand derer er die Anfänge der peruanischen Kultur bis zur Ankunft der Spanier darstellte.

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Berlinale 2020: „Country in Focus“ Chile

In wenigen Tagen wird Chile zum Protagonisten der vierten Edition des „Country in Focus“ auf dem European Film Market. Dieser große audiovisuelle Markt der Berlinale bringt Produzenten, Distributoren und Repräsentanten der weltweiten Filmindustrie zusammen. Chile wird als erstes Land Südamerikas Teil dieser speziellen Sektion sein, deren Ziel es ist, die Filmindustrie eines bestimmten Landes zu fördern und ihm eine spezielle Plattform zu bieten. Die Initiative soll die bilateralen Beziehungen zwischen dem chilenischen und dem deutschen Kino stärken, da zwischen beiden Ländern ein Abkommen über audiovisuelle Koproduktionen unterzeichnet wurde, das im Laufe des Jahres in Kraft treten soll.

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Chankillo als Weltkulturerbe

Chankillo
Bild: Projekt Chankillo

Die Nominierung von Chankillo, dem über 2.300 Jahre alten Observatorium in Peru, das zum Weltkulturerbe erklärt werden soll, ist aufgrund des mangelnden Engagements des Staates gefährdet.

Nur wenige Orte auf der Welt besitzen die Eigenschaften von Chankillo. Diese archäologische Stätte in der Provinz Casma (Áncash) gilt als das älteste Sonnenobservatorium Amerikas mit einer mehr als 2.300-jährigen Geschichte. Im Gegensatz zu anderen astronomischen Komplexen erlaubt seine Struktur – mit einem Haupttempel und 13 Türmen auf einem Hügel – die Bewegung der Sonne an jedem Tag des Jahres zu sehen. Die beschriebenen Qualitäten haben ihm die Anerkennung von Archäologen auf der ganzen Welt eingebracht und reichten dem Kulturministerium aus, um Anfang 2019 eine Bewerbung zur Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste abzugeben. Einige Monate vor Abschluss dieses Prozesses besteht jedoch das Risiko, dass Chankillo die Nominierung aufgrund des mangelnden Engagements der Regierung nicht erreichen wird.

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Roland Barthes von Ottmar Ette

Die Barthes’sche Definition der Literatur als permanente Kraft einer Revolution des Sprechens (und Hörens) ist tief eingesenkt in ein Dreieck, das […] von der Last (der mit der Sprache verbundenen Zwänge), der List (der in ihr möglichen Sprachspiele) und der Lust (einer daraus zu entwickelnden erotisierenden Ästhetik) gebildet wird. Barthes selbst unterscheidet im Anschluss an Essays der 1970er Jahre, aber auch an Roland Barthes von Roland Barthes darüber hinaus drei Kräfte der Literatur, die er als Mathesis, Mimesis und Semiosis bezeichnet: eine Unterscheidung zwischen verschiedenen Wissensbereichen, die aber sogleich wieder relativiert, ja unterlaufen wird, sei eine »Dekonstruktion der Linguistik« – so der frischgebackene Inhaber des für ihn erfundenen Lehrstuhls für literarische Semiologie – doch fortan vordringlich […]. […]

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FAJ Hohmann: Geliebter Knabe

Der Roman schildert die Erlebnisse von Johannes in der Zeit zwischen 1939 und 1945. Die Besonderheit dieser Erlebnisse liegt vor allem darin, dass Johannes als Homosexueller denunziert und während des Krieges die volle Wucht des Staatsapparates zu spüren bekommt. Er schildert in allen Einzelheiten sowohl die Jahre des Kennenlernens seines Geliebten, ein 16-jähriger Arbeiterjunge, als auch seine Verhaftung, Verurteilung und die Aufenthalte in den verschiedenen Haftanstalten. Nach seiner Entlassung erlebt er den letzten Kriegswinter an der Front in der Nähe der holländischen Grenze. Neben Plünderungen und Beschuss mit Granaten durch den Feind, zeigt sich aber auch sein Mut als Melder, bis er verwundet und ins Feldlazarett eingeliefert wird.
Die Liebe zu seinem ersten Geliebten spinnt sich wie ein roter Faden durch den ganzen Roman, und es ist gerade diese Mischung aus persönlichem Schicksal durch seine Homosexualität und die Zeit des Geschehens, die diesen Roman so interessant und lesenswert macht.

Das Buch ist ab sofort als Taschenbuch und demnächst auch als eBook erhältlich.

Hannah Hohmann: Mein Vater war anders

Wie wächst man als Kind ohne Vater und Mutter in Deutschland Mitte des letzten Jahrhunderts auf? Hannah Hohmann schildert in eindrucksvollen Bildern ihre Erinnerungen aus der Kindheit, die Höhen und Tiefen einer fünfköpfigen Familie ohne Eltern sowie ihre tagtäglichen Anstrengungen, selbstbestimmt den Alltag zu meistern. Dabei schildert sie neben den schönen Erinnerungen, die sie vor allem an ihre auf verschiedenen Italienreisen erlebten Eindrücke knüpft, auch die Widrigkeiten der Tochter eines Mannes, der seine Veranlagung wann immer möglich auslebte und neben seiner Familie immer mehr seinen jungen Geliebten zugetan war. Die tiefe Auseinandersetzung sowohl mit der eigenen Vergangenheit als auch den vielfältigen Themen, die es aufzuarbeiten gilt, lassen sich durch die hier vorliegende chronologische Schilderung der Erlebnisse nachvollziehen und machen neben den Kindheitsbetrachtungen das Buch zu einem sehr lesenswerten Zeitzeugnis.

Das Buch ist ab sofort als Taschenbuch und demnächst auch als eBook erhältlich.

Neue Grenzmauer versagt

Mit Hilfe von zwei Personen und einer Leiter gelang es einem Migranten, den ersten von Donald Trump an der Grenze zu Mexiko gebauten Abschnitt mit einer Investition von 18 Millionen Dollar zu erklimmen, um in das US-Gebiet einzudringen. Der Migrant rutschte an einer der Eisenstangen hinab, die die Firma SWF Constructors aus Omaha, Nebraska, in einem Abschnitt von etwa drei Kilometern westlich von Mexicali errichtet hat und dessen Höhe neun Meter erreicht. Diese Mauer aus Eisenstangen, eine Variante der acht Prototypen, die 2018 für Trump entworfen wurden, ersetzt die 1995 installierten Bleche als Ersatz für den Maschendrahtzaun. Agenten der US-Grenzpatrouille reagierten, sobald sie die Aktion des Migranten bemerkten, der sich in die Gran Plaza Outlets von Calexico schleichen konnte, die sich nur wenige Meter von der Metallmauer entfernt befindet.

Quelle: La Jornada

Chile-Nachrichten

Quelle: Lateinamerika Nachrichten Oktober/November 1988

In der Dezember-Ausgabe der Lateinamerika Nachrichten (Nr. 546 – Dezember 2019) geht es vornehmlich um die Situation in Chile. Nicht zum ersten Mal kämpfen die Menschen in Chile derzeit laut und deutlich gegen das herrschende System: Schon im Oktober 1988 stimmte die Mehrheit in einem Plebiszit gegen die Fortführung der Diktatur Pinochets. Danach übernahm eine ordentlich gewählte Regierung die Macht, trotzdem änderte sich in wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Hinsicht fast nichts. Im Editorial der Lateinamerika Nachrichten von Oktober 1988 wurde auf das damalige Motto der Kampagne gegen das Pinochet-Regime aufmerksam gemacht: „Die Feude ist schon unterwegs.“ Weitere Artikel in der jetzigen Ausgabe klären über die Situation auf und beleuchten die Proteste aus verschiedenen Blickwinkeln.