Friedensprozess für Wallmapu und den chilenischen Staat

Carta abierta “Contra la violencia racista en la Araucanía”

Dass in den Provinzen Arauco, Malleco und einem Teil von Cautín, dass in La Araucanía und im Süden des Biobío, dass im Wallmapu ein Konflikt herrscht, ist für niemanden ein Geheimnis. Mehr oder weniger mit der bitteren Realität verbunden, wird dies schon in der Schule unterrichtet, egal in welcher Region man sich befindet. In den genannten Gebieten herrschen Diskriminierung und Angst, aber auch Verzweiflung aufgrund der Ineffizienz des Staates und der Armut. Nachrichten über Konfrontationen und Ereignisse der Ausgrenzung und Segregation sind an der Tagesordnung. Aber es gibt auch viele Geschichten der Zusammenarbeit, der Integration, der Entwicklung und der Träume von einem multikulturellen und friedlichen Territorium.

Was aber an diesem Wochenende in Curacautín, Victoria und Traiguén und allgemein in La Araucanía in den letzten Monaten geschieht, kann nur geschehen, wenn der chilenische Staat nicht oder zu spät kommt oder den Konflikt nur aus einer Perspektive angeht, anstatt eine umfassende Lösung zu suchen: Terrorismus, Kriminalität, Geld, Land, Drogenhandel oder Holzdiebstahl.

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Außenansicht

Bild: Ever Arrascue Arévalo

Im Winter sieht man die Menschen nur sehr wenig auf den Straßen. Diejenigen, die sich abends zu den Aufführungen des Aalto-Theaters und der Philharmonie auf den Weg machen, und diejenigen, die im Sheraton Hotel übernachten, sind immer ganz in Eile. Die Mäntel, die Handschuhe, die Hüte und die Schals, die sie tragen, geben ihnen ein gespenstisches Aussehen. Ihre Blicke wirken verloren. Als Zeichen der Liebe gehen viele Paare Hand in Hand. Dennoch sehen sie blass aus, ihre Nasen rot, und sie wirken gestresst und irgendwie bitter. Diejenigen, denen es an Gesellschaft mangelt, scheinen am Rande eines Zusammenbruchs zu stehen. Inmitten einer solchen Atmosphäre hören die Kirchen, dunkle Überbleibsel einer bedrückenden, hinterbliebenen Vergangenheit, nie auf, nach ihren Schafen zu rufen. Das kirchliche Glaubensbekenntnis, immer bereit, zu diktieren und zu sanktionieren, wird aufrecht erhalten. Ihre Schafe, ernst bis ins Mark, ähneln in ihrer Verrückung den Kadavern der kommenden Morgendämmerung. Sie sind davon überzeugt, dass Gott, etwas absolut Abstraktes, die Welt erschaffen hat und an sich Liebe ist. Da sie der Liebe und einer gewissen Mystik bedürfen, ringen sie danach, sich mit Tugenden zu schmücken, die sie zumindest ihrer Gottheit ähneln lassen. Sehr üblich in Deutschland.

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Himmel und Hölle

Jorge Luis Borges (* 1899 Buenos Aires, † 1986 Genf) und Adolfo Bioy Casares (* 1914 Buenos Aires, † 1999 Buenos Aires) haben 1959 gemeinsam eine Anthologie mit dem Titel El libro del cielo y del infierno (dt. Das Buch von Himmel und Hölle) herausgegeben. In dem kurzen Prolog, der das Buch einleitet, schreiben beide Autoren, dass sie „das Wesentliche gesucht“ haben, „ohne das Lebendige, das Traumhafte und das Paradoxe zu vernachlässigen“ – in der Hoffnung, dass diese Anthologie einen Einblick in die tausendjährige Entwicklung der Konzepte von Himmel und Hölle geben wird, angefangen bei Swedenborg mit seinen „Seelenzuständen“, von denen aus nicht mehr an Lohn- und Strafanstalt“ gedacht wird. Dies verleitet zu der Annahme, dass die Auswahl vielleicht keinen Einblick in die jahrtausendealte Entwicklung dieser Konzepte erlaubt, nicht nur, weil dies nicht ihr Ziel zu sein scheint und weil eine Anthologie wie diese notwendigerweise unvollkommen sein muss, sondern vor allem wegen der Form und des Sinns, in dem sie konzipiert ist. Abgesehen von der Tatsache, dass Borges sich selbst als Agnostiker oder Atheist bezeichnete und Bioy Casares dies ebenfalls eingestand, erfolgte das fragmentarische und willkürliche Zitieren heiliger und kanonischer Bücher nicht mit einem gelehrten historistischen, theologischen oder pädagogischen Eifer, sondern lediglich literarisch, als Beispiele für Manifestationen oder Formen fantastischer Literatur, die nach Geschmack und Laune ausgewählt und nicht weniger kapriziös, spielerisch und fragmentarisch präsentiert wurden.

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Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Eine der größten Kultureinrichtungen weltweit steht vor ihrer Zerschlagung. Ein Gutachten des Wissenschaftsrates empfiehlt, statt der Stiftung vier eigenständige Organisationen zu gründen – mit gravierenden Konsequenzen. Zu den Schätzen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) zählen unter anderem die Berliner Museumsinsel mit Pergamonaltar und Nofretete sowie die Staatsbibliothek. Nun droht ihr das Aus. Seit Jahren schon steht die Stiftung in der Kritik: Sie sei unübersichtlich, handlungsunfähig, ein irrwitziger Koloss aus Museen, Bibliotheken, Archiven und Führungsinstanzen.

Nach einem von Kulturstaatsministerin Monika Grütters in Auftrag gegebenem Gutachten empfiehlt der Wissenschaftsrat nun, vier eigenständige Organisationen zu gründen für Staatliche Museen (mit dem Institut für Musikforschung), die Staatsbibliothek, das Geheime Staatsarchiv und das Ibero-Amerikanische Institut. Dafür soll es jeweils eine unabhängige Leitung mit Personal- und Budgetverwaltung geben. Erwartet wird dadurch mehr Effizienz und Eigenständigkeit bei Schwerpunkten wie Forschung und Bildung.

Quelle: ZDF Aspekte

Enrique Serna: Premio Xavier Villaurrutia 2019

Enrique Serna gewinnt den Schriftstellerpreis Premio Xavier Villaurrutia 2019 und wird damit für seinen Roman „El vendedor de silencio“ ausgezeichnet. Die Jury, bestehend aus Marianne Toussaint, Felipe Garrido und Vicente Quirarte, hält fest, dass der Autor, wie schon in früheren Romanen, ein Werk geschrieben hat, in dem sich Fiktion und Geschichte abwechseln: „In diesem Fall entspricht das historische Thema einer Zeit, die der unseren sehr nahe ist und die sich in seinem Roman dank der Brillanz seines Erzähldiskurses, der Wahrhaftigkeit der Figuren und Situationen, der Schnelligkeit seiner Prosa und seiner Entschlossenheit, nichts dem Zufall zu überlassen und alle losen Enden zu verknüpfen, literarisch verändert hat. Serna verpflichtet den Leser, ihn bei jeder seiner Handlungen zu begleiten und sie mit ihm zu leben“, heißt es in der Veröffentlichung zu dem Urteil der Jury.

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Grijalbo – Penguin Random House

Juan Grijalbo, ein spanischer Exilant, begann seine Verlagstätigkeit 1939 in Mexiko. Nachdem er die mexikanische Staatsbürger erlangt hatte, begann er seine Tätigkeit im Verlagswesen und Vertrieb in ganz Lateinamerika, bis er 1962 Editorial Grijalbo in Barcelona gründete. Bereits 1980 war das Verlagshaus führend in Mexiko und hatte Niederlassungen in Argentinien, Chile und Kolumbien. Im Jahr 1989 wurde der Verlag Teil der italienischen Gruppe Mondadori, mit der er die Verlagsgruppe Grijalbo Mondadori bildete, zu der alle Grijalbo-Unternehmen in Spanien und Lateinamerika gehörten.

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Selfpublishing-Buchpreis 2020

Der Selfpublishing-Buchpreis des Selfpublisher-Verbandes e.V. bietet unabhängigen Autorinnen und Autoren eine Bühne, um die Vielfalt und Qualität selbstveröffentlichter Bücher einem breiten Publikum vorzustellen. Gemeinsam mit Partnern und Sponsoren werden die besten verlagsunabhängig veröffentlichten Titel in den drei Kategorien Belletristik, Sachbuch/Ratgeber und Kinder-/Jugendbuch gesucht. Die Entscheidungen trifft eine kompetente Jury; die besten Werke jeder Kategorie werden bei der Preisverleihung im November 2020 mit je 3.000 Euro prämiert. Dazu kommt noch je ein üppiges Marketingpaket. Eingereicht werden dürfen alle selbstveröffentlichten Bücher, die im Zeitraum vom 1. Juli 2019 bis 31. Juli 2020 erschienen sind und die Teilnahmebedingungen erfüllen.

Quelle: Selfpublishing Buchpreis

El hombre de Rupak Tanta

DIE ANDENWELT IN DEUTSCHLAND

El hombre de Rupak Tanta ist die fabelhafte Geschichte eines Mannes aus den peruanischen Anden, die in einem deutschen Park spielt, dem Stadtgarten von Essen in NRW. Melacio Castro Mendoza, Schriftsteller aus Peru, rekonstruiert auf knapp 180 Seiten die Welten der Andenkosmogonie in einer Bergbauregion, dem Ruhrgebiet. Pureq Kañiwa erzählt in dem Roman den Weg, den er auf einer Reise durch sieben Türen unternommen hat. Jede der Türen ist voller gefährlicher Abenteuer und Verzauberungen, die uns durch unvergessliche Träume und Alpträume führen. Eine politische Parabel über Liebe und Gerechtigkeit.

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Titel in der (Literatur-)Übersetzung

Bei Tralalit, einer Plattform für übersetzte Literatur, ist jetzt ein Kommentar von mir veröffentlich worden, der sich mit der Titelfrage bei „Sangre en el ojo“ von Lina Meruane auseinandersetzt. Unter anderem versuche ich herauszustellen, dass der deutsche Titel „Rot vor Augen“ dem Roman der chilenischen Autorin nicht gerecht wird. Denn Sprachkenntnisse allein reichen beim Übersetzen nicht aus, um die landesspezifischen Nuancen einzufangen. Diese Nachlässigkeit im Titel einer Übersetzung lässt sich auch bei anderen Werken wiederfinden.

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Die zweite Welle

Die Aufarbeitung der Corona-Krise beginnt mit einer Flut von Büchern und Filmen. Die Corona-Krise ist noch gar nicht vorbei, da hat die gesellschaftliche Verarbeitung schon begonnen. Vom Pixi-Buch bis zum Essayband, vom “Tagebuch aus Wuhan” bis zur Corona-Liebesschmonzette – Buchverlage, Film- und Fernsehmacher kennen nur noch ein Thema. Mindestens 54 Buchprojekte zu Corona sind geplant. Brauchen wir das alles?

Keshvari kommt die Ehre zuteil, den ersten Spielfilm zur Corona-Krise gedreht zu haben – noch vor dem globalen Lockdown. Doch der Low-Budget-Schnellschuss von Keshvari ist nur der Auftakt zu einer gewaltigen Flut von Büchern, Filmen, Serien, Sonderheften, die die Pandemie künstlerisch aufarbeiten und eine erste Bilanz ziehen. Sollte der Welt eine zweite Welle des Virus selbst erspart bleiben – der kulturelle zweite Dreh wird niemanden verschonen. Und rollt mit Macht heran. Allein die größten deutschen Verlage planen nach einer Umfrage des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) für den Sommer und Herbst mindestens 54 Buchprojekte zum Thema Corona.

Quelle: Imre Grimm (RND)