Malva, Tochter von Pablo Neruda

Bild: Amazon

Malva, die Tochter, die von Pablo Neruda verlassen wurde, weil ihr angeborener Wasserkopf ein Hindernis für die Entwicklung seiner Poesie und seiner politischen Ideen darstellte, erzählt Hagar Peeters – aus dem Jenseits – wie die Krankheit ihr das Leben und die Liebe ihres Vaters nahm, von dem sie immer noch auf seine Anerkennung wartet. Aus diesem einseitigen Gespräch entsteht ein großartiger und poetisch aufgeladener Roman. Hagar Peeters’ Roman ist schockierend, weil er in der Lage ist, in einer tiefen und eindringlichen Schönheit zu erzählen, mit Hilfe einer Stimme, die den Geist des Mädchens repräsentiert, als sie im Alter von acht Jahren stirbt und versteht, was mit ihrem Leben geschehen ist, und beginnt, die Liebe zu suchen, die sie nie hatte.

Malva Marina wurde 1934 in Madrid geboren. Sie litt an einem Hydrozephalus, und während Federico García Lorca ihr seine “Versos en el nacimiento de Malva Marina” anbietet, schreibt ihr Vater, der Namensgeber, in einem Brief: „Meine Tochter, oder wie ich sie nenne, ist ein vollkommen lächerliches Wesen, eine Art Semikolon“. Sie war die einzige eheliche Tochter von Pablo Neruda, die aus seiner Verbindung mit María Hagenaar Vogelzang, alias Maruca, hervorging. Im Jahr 1936, bei Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs, nimmt der Dichter Abschied von María und dem Mädchen, das er nicht lieben konnte. Es gibt keine Aufzeichnungen darüber, dass er sie jemals wiedergesehen hat. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits eine Beziehung mit seiner zweiten Frau Delia del Carril begonnen.

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Gewinnertitel des Selfpublisher-Buchpreises 2021

Im Rahmen der Frankfurter Buchmesse und dem Bookfest City wurde der Selfpublishing-Buchpreis 2021 in der Eventlocation Romanfabrik in den drei Hauptkategorien Belletristik, Kinder- und Jugendbuch sowie Sachbuch/Ratgeber und in der Sonderkategorie Lyrik verliehen. Der begehrte Buchpreis ist mit über 24.000 € dotiert und setzt sich aus einem attraktiven Preisgeld und einem lukrativen Marketingpaket zusammen. Insgesamt sind 1.138 Bücher eingereicht worden – vier Titel haben es geschafft, den „Selbie“ der jeweiligen Kategorie mit nach Hause zu nehmen.

In der Kategorie Belletristik konnte Susanne Pavlovic mit ihrem Titel „Ganz dringend ans Meer“ überzeugen. Der mystische Jugendroman „Aus Asche & Nacht“ von Sabrina Milazzo gewinnt in der Kategorie Kinder- und Jugendbuch. Reiseblogger Mirko Seebeck räumt mit seinem alternativen Reiseführer „Breslau (Wroclaw) – Ein alternativer Reiseführer – 100 außergewöhnliche Orte, die man nicht verpassen sollte“ in der Kategorie Sachbuch/Ratgeber den gefragten „Selbie“ ab. Und zum ersten Mal wurde auch in der Sonderkategorie Lyrik ein Selbie vergeben, den Martin Ebner, Renate Fuchs und Ralf Wolf für ihr Gemeinschaftswerk „Neunzehn Gedichte – Zeitgenössische Lyrik“ mit nach Hause nehmen durften.

Die Preisverleihung wurde von Vera Nentwich moderiert und für Daheimgebliebene live gestreamt. Die Aufzeichnung ist online auf dem YouTube Kanal des Veranstalters, dem Selfpublisher-Verband, einsehbar.

Der Stolz der Mexica

Bildquelle: faz.net

Zwei Jahrzehnte nach dem Untergang ihres Reiches im Jahr 1521 fertigten aztekische Autoren für den spanischen König ein prächtiges Buch über ihr Staatswesen an. Viele der Bilder aus dem Codex Mendoza sind berühmt, etwa das erste, das die Gründung Tenochtitlans im Jahr 1324 zum Thema hat: Ein Adler auf einem über einem Stein wachsenden Feigenkaktus zeigt einer Gruppe aztekischer Würdenträger den Ort ihrer neuen Heimat. Gerne reproduziert werden auch Bilder aus dem dritten Teil des Codex, der Einblicke in das Alltagsleben der Azteken vor der Eroberung durch die Spanier gewährt.

Weniger bekannt sind dagegen die spanischen Texte zu diesen Bildern, die fast nur die vorspanische Welt der Azteken zum Gegenstand haben. Seit dieser Woche kann sich jeder in dieses eigentümliche Gegenüber vertiefen, wie Ulf von Rauchhaupt in der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung Nr. 38 vom 26.09.2021 berichtet. Denn nun erschien eine prachtvolle Ausgabe des Codex Mendoza, für die der Berliner Historiker Stefan Rinke sämtliche spanischen Texte und Anmerkungen übersetzt und mit Fachkollegen eingehend die Hintergründe des Codex erläutert hat.

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Neue Skulptur auf dem Paseo de la Reforma in Mexiko

Foto: Secretaría de Desarrollo Urbano y Vivienda

Nach den verschiedensten Kritiken an der Skulptur „Tlalli“ von Pedro Reyes beschloss die Regierung der Hauptstadt von Mexiko, die Wahl der Skulptur der indigenen Frau, die an einer der Hauptstraßen der Hauptstadt aufgestellt werden soll, einem Ausschuss zu überlassen, der sich aus Historikern, Bürgern und Mitarbeitern des Nationalen Instituts für Anthropologie und Geschichte (INAH) zusammensetzt. „Tlalli“ wurde von der Regierung als Ersatz für Christoph Columbus (Colón) auf dem Paseo de la Reforma vorgestellt, wurde aber wegen seiner Ästhetik und seines Autors scharf kritisiert.

Eine Nachbildung der Jungen Frau von Amajac, eines archäologischen Fundstücks, das kürzlich in der Region Huasteca in Veracruz entdeckt wurde, wird die Skulptur sein, die im ehemaligen Colón-Kreisverkehr am Paseo de la Reforma aufgestellt wird, um indigene Frauen darzustellen. Die Regierungschefin Claudia Sheinbaum Pardo erklärte, dass der Ausschuss für Denkmäler und künstlerische Werke im öffentlichen Raum (Comaep) von Mexiko-Stadt einstimmig beschlossen hat, dieses Bildnis, das im Januar 2021 in dem Dorf Hidalgo Amajac in Veracruz gefunden wurde, nachzubilden, um dem Wunsch von mehr als 5.000 indigenen Frauen im Land nachzukommen. Sie fügte an, dass die neue Figur auf der Grundlage von drei Kriterien aufgestellt wird: Wiederherstellung der historischen Erinnerung an die ursprünglichen Kulturen und Zivilisationen, Anerkennung der Frauen und Beibehaltung der Darstellung, die das alte Mexiko mit der mexikanischen Kultur identifiziert.

„Tlalli“ war von der Regierung als Ersatz für Colón auf dem Paseo de la Reforma vorgestellt worden, erhielt jedoch viel Kritik hinsichtlich der Ästhetik und des Autors. Sheinbaum kündigte dennoch an, dass das Werk irgendwo in Mexiko-Stadt ausgestellt werden solle.

Aus gegebenem Anlass: Face, Insta und Co.

Laut einiger Medien haben ungefähr die Hälfte („Nach Angaben des Unternehmens waren insgesamt 3,5 Milliarden Menschen betroffen […]„! Quelle: ntv.de) der Weltbevölkerung (naja, fast: „[l]aut Weltbevölkerungsuhr der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung leben aktuell (Stand 25. August 2021) rund 7,89 Milliarden Menschen auf der Welt„! Quelle: statista) am Montag, den 04.10.2021 (und diesen Tag sollte man sich echt im Kalender rot anstreichen) genau das erlebt, was David Knollmann bereits vor ziemlich genau 10 Jahren (!) geschildert hat: Rausschmiss bei Facebook als Nahtoderfahrung!

Viele, so war zu erfahren, haben ihre Hardware, ihre Software, ihren Internetprovider oder sonst wen dafür verantwortlich gemacht, dass für ganze 6 (in Worten: sechs) Stunden nichts mehr ging; oder, wie wir Zocker immer sagen: rien ne va plus /rjɛ̃n(ə)vaˈplyː/. Nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn es sich um einen Totalausfall der Facebook-Dienste über mehrere Tage gehandelt hätte: Viele Geschäft (genau, vor allem außerhalb von Deutschland, wo der Datenschutz nicht ganz so eng gesehen wird) wären schlichtweg pleite gegangen, da ja sehr viele Bestellungen nur noch über WhatsApp laufen. Einreise-Visa für Deutschland hätten nicht mehr vergeben werden können, wenn der Antragsteller seine Ausweispapiere nicht mehr per WhatsApp an die Botschaft schicken kann, etc.

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Das Mysterium der Muse Albán

Eine der greifbarsten Bestätigungen von Alejo Carpentiers Ideen über lo real maravilloso, das wunderbar Reale, liegt vielleicht nicht in Südamerika, sondern in den Zeugnissen ausländischer Schriftsteller, die ein Land wie Mexiko kannten: die Verzauberung von Katherine Anne Porter und César Moro, die spirituelle Erkundung von Aldous Huxley und Antonin Artaud, der Exodus von Malcolm Lowry in Cuenravaca und Oaxaca, die Suche des richtigen Wegs der Beat-Triade in der Colonia Roma in Mexiko-Stadt und André Bretons „surrealistisches Land“. Eine Anekdote über Breton kann dies deutlich machen. Während eines Besuchs in Xochimilco zeichnete Breton einen Stuhl, aber der Winkel seines Entwurfs ließ nur drei Beine sichtbar werden und verdeckte eines der hinteren Stuhlbeine. Er beauftragte dann einen Handwerker, den Stuhl nach seiner Zeichnung anzufertigen. Die Handwerkskunst des Mannes mit Holz und Hanfseil war so präzise, dass der an Breton gelieferte Stuhl nicht nur perfekt war, sondern auch nur drei Beine hatte.

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Azteken: Kultur und Lebensalltag

Bild: Arqueología Mexicana

Mit der Spezialausgabe Nr. 75 hat die Zeitschrift Arqueología Mexicana im August 2017 ein Sonderheft zur Kultur und dem Lebensalltag der Azteken veröffentlicht. Die Kultur der Mexica ist die bekannteste aller Kulturen, die sich in vorspanischer Zeit in Mexiko entwickelte. Dies deshalb, weil sie zur Zeit der Ankunft der Spanier die vorherrschende Gruppe in Mesoamerika und ihre Stadt Mexiko-Tenochtitlan nicht nur der Schauplatz des Höhepunkts der Eroberung war, sondern auch des Wandels, aus dem Neuspanien hervorging, dessen Hauptstadt an der Stelle dieser großen Stadt errichtet wurde. Zu diesem Zeitpunkt waren kaum mehr als vier Jahrhunderte vergangen, seit die Mexica das mythische Aztlan auf einer Pilgerreise verlassen hatten, die sie zu der kleinen Insel im Texcoco-See führte, wo sie um 1325 eine Stadt gründeten, die zur größten Stadt Mesoamerikas und zu einer der größten der damaligen Welt werden sollte.

In dieser Sonderausgabe wird ein Überblick über das tägliche Leben der Mexica gegeben: was sie taten und wie sie es täglich taten; was die wichtigen Momente des Wandels in ihrem Lebenszyklus waren, wie sie diese verstanden und wie sie sie förderten; wie sie täglich miteinander umgingen und wie sie mit Mitgliedern verschiedener Gruppen interagierten; was sie aßen, wie sie schliefen, wie sie ihre Abende verbrachten, was sie zur Unterhaltung taten. Der Leser findet auf diese Weise einen ersten Teil, in dem einige grundlegende Aspekte der Kultur der Mexica in aller Kürze dargestellt werden: die soziale Organisation, Wirtschaft und Religion. Dies sind die drei grundlegende Achsen, um das tägliche Leben der Stadtbewohner einordnen zu können. In einem zweiten Abschnitt werden die verschiedenen Momente im Leben eines Mexica, von der Geburt bis zum Tod, anhand der von Sahagúns Informanten gegebenen Beschreibung der jeweils durchgeführten Riten dargestellt. Der letzte Block befasst sich mit den verschiedenen Tätigkeiten, die an einem normalen Tag ausgeübt werden konnten, und mit der Art und Weise, in der die Beziehungen zwischen Menschen und Gruppen im Alltag hergestellt wurden.

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Bilanzbericht zur Aufarbeitung der Verbrechen der „Colonia Dignidad“

Bild: Archivo Nacional de Chile

Der von der Gemeinsamen Kommission von Deutschem Bundestag und Bundesregierung zur Aufarbeitung der Verbrechen der „Colonia Dignidad“ erarbeitete Bilanzbericht wurde am Freitag (17.09.2021) veröffentlicht. Dieser stellt die Tätigkeit der Gemeinsamen Kommission seit ihrer Konstituierung im Oktober 2018 bis Juni 2021 dar und gibt einen Ausblick auf die
weiterzuführenden Aufgaben, auch über die laufende Legislaturperiode hinaus.

In der “Colonia Dignidad”, rund 350 km südlich der chilenischen Hauptstadt Santiago de Chile, wurden über Jahrzehnte hinweg systematisch schwerste Menschenrechtsverletzungen durch die vom Deutschen Paul Schäfer gegründete Sekte, während der Militärdiktatur Augusto Pinochets (1973 –1990) zum Teil zusammen mit dem chilenischen Geheimdienst
Dirección Nacional de Inteligencia (DINA), begangen. Im Mai 2019 stellte die Gemeinsame Kommission ein Hilfskonzept für die Opfer der „Colonia Dignidad“ vor. Über einen Hilfsfonds werden seit Januar 2020 Individualleistungen in einem Zwei-Säulen-Modell an die Opfer der „Colonia Dignidad“ ausgezahlt, die bis heute unter den Folgen der an ihnen verübten Verbrechen leiden. Die Hilfsleistungen und die weitere Unterstützung der Opfer werden auch in Zukunft fortgesetzt und von der Gemeinsamen Kommission auch über diese Legislaturperiode hinaus begleitet werden.

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Skulptur der „Tlalli“

Bild: José Antonio López / La Jornada

In einem Gastbeitrag in La Journada schreibt Claudia Sheinbaum, aktuelle Regierungschefin von Mexiko-Stadt, über die Skulptur einer indigenen Frau, die auf der Prachtallee Paseo de la Reforma in Mexiko-Stadt anstatt einer Statue von Christoph Kolumbus aufgestellt wird (und deren Aussehen viele Fragen und Polemiken aufwirft).

Sheinbaum weist zunächts darauf hin, dass die Geschichte der so genannten „Entdeckung Amerikas“ auf verschiedene Weise betrachtet werden kann. Die vorherrschende Sichtweise aber sei eine, so Sheinbaum, welche die Figur des Kolumbus verherrlicht. Eine solche Sichtweise stelle einen Mann von großer Komplexität in den Mittelpunkt und vereinfache seine Darstellung, indem sie sein Europäertum, seine Tapferkeit und sein Heldentum hervorhebt. Damit werde eine Figur aus der Vergangenheit mythologisiert, um die Invasion und Kolonisierung Amerikas mit europäischen, d. h. „zivilisatorischen“ Augen zu verstehen.

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Jura Soyfer 1912-1939

Jura Soyfers Familie floh 1920 aus der Ukraine nach Wien, wo Jura das Gymnasium besuchte und dem Verband Sozialistischer Mittelschüler beitrat. Früh entdeckte er das Schreiben, verfasste Gedichte und Theaterstücke, schrieb satirische Texte, arbeitete mit dem Politischen Kabarett der Sozialdemokratischen Partei und wurde später Hausautor bei verschiedenen Wiener Kleinkunsttheatern.

Enttäuscht über das Stillhalten der sozialdemokratischen Parteiführung schloss er sich nach den Februarkämpfen 1934 der Kommunistischen Untergrundbewegung an. Sein unvollendeter Roman So starb eine Partei ist ein Schlüsseldokument für die mutige Entscheidung, sich aktiv am politischen Widerstand gegen den (Austro-)Faschismus zu beteiligen. Jura Soyfer verfasste das berühmte „Dachau-Lied“. Es sollte sein letzter Akt des Widerstands sein, er wurde im KZ Buchenwald um sein mutiges, junges Leben gebracht.

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